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Ist Zärtlichkeit / Kuscheln 'Out'?


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

und es sollte gekuschelt werden, überall, auf und hinter parkplätzen, am aachener weiher wirds sogar höchste zeit, dass dort mehr gekuschelt und geschmust wird
überall sollten wir dies tun, in der bahn, in cafés, na überall wo die heten ja auch keine hemmung haben


Geschrieben

Die Scheu vor Zärtlichkeit ist nicht allein ein Problem schwuler Männer, sondern von Männern überhaupt. Es ist nämlich unter Männern weitverbreitet, die Sexualität als sportliche Disziplin zu betrachen. Der Mann möchte beim Sex "leistungsfähig" sein, die Anzahl der sexuellen Eroberungen, die Orgasmushäufigkeit, die Penisgröße, die Ausgefallenheit der Stellungen usw., das zählt. Zärtlichkeit ohne Orgasmus, ja ohne Geschlechtsakt würde ihm unvollständig und ziellos erscheinen. Nur Zärtlichkeit zu wollen, ohne gleichzeitig zu besitzen und zu dominieren, das ist für ihn unmännlich; da leistet er ja nichts, da kann er sich ja nicht als Held fühlen. Frauen, für die Zärtlichkeit meist an erster Stelle steht, und Kinder, die sogar mit Stofftieren schmusen, sind ihm da weit überlegen.

Für mich beginnt und endet alles mit zärtlicher Zuwendung. Ich bräuchte sonst wirklich keine Beziehung zu führen. Ich hasse Analverkehr wegen der Rollenverteilung, die er voraussetzt, und wegen der Ähnlichkeit mit dem mannweiblichen Verkehr. Daher ist Sex für mich sozusagen ein intensiviertes Streicheln, Küssen und Spüren. Techniken zur Intensivierung des Orgasmus, Spielzeug und Hilfsmittel aller Art sind dabei völlig überflüssig, und alles ergibt sich von selbst. Leider ist es nicht so einfach, Männer zu finden, denen das genügt.


Geschrieben

da bringst du es, lieber wolfi für mich, auf den entscheidenden punkt. dieser leistungswille bei der holden männlichkeit hat mir schon sehr viele traurige stunden in meinem leben beschert. es könnte oft soooo schön sein und so einfach vor allem


Geschrieben

Geben tut's die schon, sie sind allerdings wohl so selten wie ein roter Diamant, oder selbst manche der darin herzhafteren Dinge sind ihnen schon mehr als das, was sie schön empfinden würden. Nicht alle Männer haben etwa die Funktionalität, die das typische Männerbild des stark sexuell dominierten "Bettlöwen" voraussetzen würde. Es gibt auch Leute, die sind schon mit weitaus sanfterem Austausch erfüllt, als er darin noch beschrieben wird, für die ein direkter Akt vielleicht sogar schon beängstigend oder schlimm wäre, oder für die der Hardcore-Kram aufgrund von Lebenserfahrungen abschreckend wirkt.
In einer Doku über dänische Krankenbetreuung war da mal was Interessantes, da gibt es Kuschelprofessionelle, die mit funktional Eingeschränkten und Behinderten kuscheln, und die man bestellen kann. Sicherlich, es hat was von Escort-Service, aber nur weil Menschen krank oder behindert sind, bedeutet das nicht, dass sie kein Bedürfnis nach Nähe oder Zärtlichkeit mehr haben.
Von regelrechten "Kuschelclubs" habe ich auch mal was gehört, das soll es in Japan geben.

Ich weiß nicht, wie es um die modernen Generationen bestellt ist, aber so im Alter meiner Eltern und Tanten, da waren die irgendwie noch viel zärtlicher zueinander, sogar öffentlich auf dem Dorffest haben die Pärchen gekuschelt. Und manchmal auch sehr alte Paare, mir fällt da grade wieder so ein 89-Jähriger mit seiner Frau ein, wo mir das sehr imponierte, fast wie so ein ***ie-Pärchen waren die, nur eben mit weißgrauen Haaren und nicht mehr so ganz ruckelfreiem Gang.
Ja, der Nachwuchs, die haben haben ihre Stofftiere. Was ich nie verstanden habe ist, dass es keine "Stoffmenschen" für Erwachsene gibt. Auch deswegen finde ich zum Beispiel die Realpuppen-Industrie gut, denn für das, was in der Wirklichkeit verschlossen bleibt, werden so praktikabel Alternativlösungen geschaffen. Und wer sagt schon, dass man mit so einem Künstlichen nicht genau so schöne Kuschel-Übungen machen kann. Mit meiner eigens gebauten Klamotten-Puppe klappt das ganz gut. Ist zwar nur irgend ein doofes Ding, aber besser als nichts.

Natürlich sind's Ersatzhandlungen, und sehr viele verachten sowas, aber mit einem Kater oder einem Hund ist das nicht das selbe Kuscheln, ach, eigentlich müsste das selbstverständlich sein.
Aber man schreibt hier so oft gegen eine Wand, darum muss man alles haarklein erklären.

Geschrieben

@IVM, was man noch anfügen könnte ist, dass Menschen im Stadium des Leidens, bei schweren Krankheiten, im Alter oder wenn sie im Sterben liegen, der Zuwendung, der Berührung und des Trostes plötzlich wieder bedürfen. Nämlich dann, wenn der Schutzpanzer des knallharten Eroberers und Superstechers in sich zusammengefallen ist. Auch nach gescheiterten Beziehungen sollen solche "Schwächephasen" (die in Wirklichkeit, endlich, die wahre Natur zum Vorschein bringen) schon beobachtet worden sein.

Was das Schmusen mit Tieren angeht, so gibt's ja Therapiehunde nicht von ungefähr. Es wird behauptet, dass dasselbe Wohlgefühl, das der Hund hat, wenn er gekrault wird, sich auch beim Menschen einstellt, wenn er das sanfte, warme und weiche Tier streichelt.

Ich habe übrigens meine Stofftiere auch noch ganz gern. Insbesondere meinen alten Löwen :-).


Geschrieben

Ich bin zärtlich, sogar sehr zärtlöich. Aber was nützt die ganze Zärtlichkeit, wenn niemand da ist, dem man sie geben kann? Dann liegt man in seinem Bett und schmust mit dem Zipfel vom Federbett oder mit dem Kissen.


  • Moderator
Geschrieben

...dann jammer halt hier nicht rum sondern tu was dafür dass sich das ändert :P


Geschrieben

Ich finde es gut, dass Willi da frei von der Seele wegschreibt!
Jammern hört sich da für mich anders an.


Geschrieben

Also ich bin da mehr noch so konservativ. Ich finde es wichtig wenn man einen Partner hat, daß der einem dann auch mal den Rücken massieren kann wenn der vom langen sitzen weh tut. Das tut unentlich gut und ist doch ein Zeichen der Zuneigung. Aber mit der ganzen Zärtlichkeit dem Gerede drumherum da war das bei uns Zuhause so, daß es die Zärtlichkeit noch mit der flachen Hand gegeben hat wenn wir was angestellt hatten oder einen Fünfer aus der Schule mitgebracht haben oder unseren Mund am Tisch nicht gehalten haben. Ich finde unter Männern sollte man sich sonst nur auf die Schulter klopfen. Küssen gehört ins Bett und ist die Einleitung zum Akt weil da passiert dann schon etwas und das gehört nicht in die Öffentlichkeit ist meine Meinung! Kinder kann man aber genauso knuddeln wie Hunde oder Kaiwe da ist nix böses dabei.


Geschrieben

"zärtlichkeiten mit der flachen hand" ich lese wohl nicht richtig?? selbst wenn du das jetzt ironisch meinen solltest, ist es doch wohl das falsche wort im zusammenhang.männer die mir auf die schulter klopfen wollen, kriegen krach mit mir!. küssen als einleitung des aktes, das klingt für mich nach "arbeit". hoffentlich sind nie kinder, hunde und ??? in deiner nähe


Geschrieben

Das ist jetzt aber nicht sehr freundlich gewesen von dir Rolfina. Bestimmt hast du keinen so guten Tag gehabt, geht uns ja allen mal so. Ich schätze doch deine Meinungen immer sehr und teile sie fast immer! Ich glaube sogar in dir einen Seelenverwanten gefunden zu haben aus dem sich eine gute Freundschaft entwickeln kann.
Wegen den Zärtlichkeiten mit der Hand das war schon ironisch gemeint denn es hat bei uns eben oft mal was gesetzt aber mit den Eltern schmusen wie das heute oft so ist das gab es bei uns noch nicht. Wie war das denn bei euch Zuhause Rolfina? Ich tue mir immer etwas schwer einen Mann auf den Mund zu küssen außer es geht eben zur Sache da kann das sehr hilfreich sein für die Einleitung. Aber was hat das mit Arbeit zu tun? Ich weiß nicht wie du das meinst. Jungen darf man eigentlich nie küssen ich habe das mal gemacht und da war es dann gleich vorbei und ist saß alleine auf dem Sofa.


Geschrieben

Also ich finde, man sollte vor Kindern den selben Respekt bewahren wie vor Erwachsenen auch, und auch wenn das nahe Verwandte sind, erst mal nachfragen, ob die das überhaupt wollen. Ich habe es damals gehasst, widerlich gefunden, vor allem von Tanten oder anderen alten Frauen angefasst zu werden, und ich habe mich gewehrt. Ein Hund wird das von selbst zeigen, so wie auch Katzen sich die Leute auswählen, mit denen sie Schmusen okay finden.

Zärtlichkeit mit der flachen Hand@Rüdiger kann ich aber schon gut verstehen, so war das zuhause auch, und wenn man es mit den anderen Prügeln, die man sonst so genossen hat, vergleicht, ist es nur noch "Zärtlichkeit" in gewissem Sinne, nur Ohrfeigen oder Gesichtswatschen bekommen zu haben.


Geschrieben

He @ Ihr da, (sorry für den Tonfall, bin halt heut ganz geil) ich habs mal erlebt, dass ich mich so nach einem Korperkontakt zu einem bestimmten Mann gesehnt habe. Dann habe ich den Typen immer genekt und genervt und er hat mich geschlagen und ich habe es nicht nur schmerzhaft erlebt. Die Schläge waren die einzige Möglichkeit, um zu Berührungen zu kommen und so wollte ich geschlagen werden. Es war gleichzeitig angenehm und unangenehm. Kennt Ihr das auch, dass ihr sosehr eine Berührung wolltet, dass ihr auch mit "Schlägen" begnügtet?


Geschrieben

Bei Dir blitzte ja schon immer eine devote Ader durch und die braucht man auch dafür


Geschrieben

Du bringst es auf den Punkt, ivm. Ich "krall" mir meine Nichte nicht, sondern die darf sich an mich kuscheln, wenn die das will. Und ja, hansmarkus, das kenn ich - eine etwas gemäßigtere Form kann man immer wieder in Einrichtungen der Jugend-, Behinderten- und Altenhilfe beobachten. Da gibts Klienten, die sich danebenbenehmen und dadurch Ärger provozieren. Aber sie bekommen damit auch Zuwendung. Macht eigentlich jeder irgendwann mal...


Geschrieben

@Bach_meets..... Da hast Du HM falsch verstanden, es sei denn, in den von Dir genannten Einrichtungen werden Patienten geschlagen :P




Kennt Ihr das auch, dass ihr sosehr eine Berührung wolltet, dass ihr auch mit "Schlägen" begnügtet?




Ich glaube, ihn kommt´s eher darauf an, was zu spüren


Geschrieben

das macht nur derjenige, der nicht mehr sicher ist ob er überhaupt zuwendung bekommt, wir menschen sind aber so abhängig von zuwendungen durch andere, dass wir dann sogar lieber solche zuwendungen nehmen als zum schluss keine. wie war das mit diesem gruselig sadistischem experiment?(weiß nicht mehr wer und wann, alle gespenster des bücherstaubes stehen mir bitte bei) ein kind wurde von jeder zuwendung ferngehalten, bekam essen, niemand sprach mit ihm, niemand berührte es. es ist daran gestorben


Geschrieben

Das war eines der Naziexperimente. Grausam sowas...
Ich hab HM schon richtig verstanden, silbi, ich wollte nur den Hintergrund etwas ausführen. Selbstverständlich wird in sozialen Einrichtungen NICHT geschlagen. Wenn überhaupt, dann das Personal vom Klientel. Aber der "Mechanismus" ist vergleichbar. Rolfina hat erläutert, was ich sagen wollte. Um seine Aufzählung zu ergänzen: Das machen z.B. auch Kinder, und zwar immer dann, wenn man ganz einfach keine Zeit hat oder man selber nicht gut drauf ist und lieber in sich ginge...


Geschrieben

Lieber Rolf,

die dann letztlich tödlich endende Erscheinungsform bei einer sozialen Totalisolation des Kindes wird Marasmus genannt. Erstmals beobachtet und auch beschrieben wurde diese Erkrankung in englischen Waisenhäusern des 19. Jahrhunderts.

LG das Bücherstaubgespenst


Geschrieben

aller besten dank, meinem lieblingsgespenst


Geschrieben

Bin aber trotzdem der Meinung, dass unser lieber Hansmarkus da doch eine devote Ader hat und mitunter auch auf Schläge steht, aber das weiß er selbst ja am besten
Ach ja, habe die Frage noch gar nicht dahingehend beantwortet: Nein, ich brauche selbst bei Entzug von Berührungen keine Schläge oder würde mich ersatzweise danach sehnen


Geschrieben

Silbi, das sind keine Prozesse, die bewust ablaufen. Manch einer wird sich im nachhinein klar darüber - so er über ein gerüttelt Maß an Introspektionsfähigkeit (welch geiler Klugscheisserausdruck ) verfügt.


Geschrieben

Och, an Klugscheißerausdrücken sind wir doch gewöhnt
Unser Bücherstaubgespenst übersetzt es dann schon bei Gelegenheit


Geschrieben

Naja, einer meiner Ausbilder hat mal gesagt "Wissen Sie, es genügt nicht, mit schlauen Wörtern um sich zu werfen, man sollte schon auch wissen, was sie bedeuten" (weil ich in einer Ausarbeitung das Wort nicht erklärt, sondern vorrausgesetzt hab, dass er das versteht).
Also: Introspektionsfähigkeit: Die Fähigkeit, in sich selbst hineinzusehen und sich kritisch zu hinterfragen. Bei Menschen mit einer Geistigen Behinderung oder z.B. auch einer Borderline-Störung ist diese oft stark eingeschränkt.


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