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Kritik am Beschneidungsurteil


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Deinen Standpunkt hast Du auch klar gemacht, @knuddelhajo. Der ist in unserem Land auch vertretbar, denn wir sind ganz anders aufgewachsen. Kannst Du´s jedoch auch von der anderen Seite betrachten, derer, die kulturell anders aufwachsen und eng mit ihrer Religion verbunden sind? Es ist deren Lebensinhalt und wird ihnen nicht aufgezwungen. Sie wollen es so und sind davon überzeugt!
Das sollte man respektieren, auch wenn´s uns fremd erscheinen mag.
Was also gibt uns hier das Recht, darüber zu urteilen oder es zu verurteilen?

Geschrieben

Zunächst zu @Hajos verärgerten Worten":Nuwas, du schreibst unüberlegtes Zeug!" Mag sein, ich äußere mich ja zu vielen Themen, hoffentlich nicht zu zu vielen. In dem zitierten Satz sehe ich keinen Fehler. Mir ist- auf Ehrenwort- noch nie jemand begegnet, der sich über seine Beschneidung beschwert hätte.Auch Europäer waren darauf stolz.. Was ist denn falsch an meinem Satz?
Zunächst: ich komme spät und fürchte ,schon Gesagtes zu wiederholen. Ich stimme allen Postings von@Jagenau zu, aber auch die Zuschriften @Silberblicks gefallen mir sehr. Da meldet sich der gesunde Menschenverstand im besten Sinne. Nach meiner Meinung geht es in diesem Thread um zwei Probleme: 1.Wie stellen wir uns zu jahrtausendealten Traditionen, denen der moderne, "aufgeklärte" Mensch keinen Sinn mehr beimessen kann? 2. Wie stellen wir uns zu dem Recht der Eltern, ihre Kinder in diese Traditionen einzuführen und sie in diese hineinwachsen zu lassen?
Zu 1) . Kein Mensch weiß heute, was die Beweggründe für die Beschneidung waren.Waren es hygienische Gründe,opferte man die Vorhaut für eine schützende Gottheit? Waren es ästhetische Gründe? Immerhin wird die Beschneidung in Teilen der muslimischen Welt "Verschönern" genannt.Wollte man den Frauen eine Freude machen und ihnen den Anblick einer schlaffen Vorhaut ersparen? Es gibt Umfragen, die zeigen, dass die Frauen im Orient einen beschnittenen Penis unbedingt vorziehen. Ich fürchte, auf diesem Wege kommen wir nicht weiter. Die Beschneidung ist heute ein Opferritual , die Initiation in das Erwachsenenalter, die tief mit allen orientalischen Kulturen verbunden ist. Ein derart bedeutendes Institut dem unbedeutenden Urteil von ein paar kölner Richtern der 68-Generation zu unterwerfen, die hier jahrtausendealte Kulturen nach "modernen" Gesichtspunkten "ordnen" wollen, ist eine ungeheure Barbarei. Hoffen wir, dass der allerdings höchst bescheidene Einfluss des Zentralrats der Juden in Deutschland die Dinge wieder ins rechte Lot bringt. Zu2: Wir sollten das Recht der Eltern, über die Erziehung der Kinder zu bestimmen, in jeder Weise stärken. Versuche des Staates. nach dem Motto " Stramm, stramm, alles über einen Kamm! "die Kinder zu erziehen, sind abzuwehren. Gleichheit war nur in den sowjetischen und chinesischen Kinderheimen ein Ideal.
Noch ein Gedanke: Der Staat möchte heute oft als neutrale, schlichtende Instanz über den Parteien agieren. In Wirklichkeit ergreift er selbst Partei, oft bei der Durchsetzung einer areligiösen Weltanschauung. Ob er in dieser Hinsicht selbst frei ist oder ob ihm von noch mächtigerer Stelle Vorgaben gemacht werden, ist zu fragen.


Geschrieben

Bei der Entscheidung des Landgerichtes Köln geht es nicht um den religiösen Wert oder den medizinischen Nutzen der Vorhaut.Wie weit dürfen bei uns religiöser Glaube oder alte Tradition in die verfassungsmäßigen Rechte eines Menschen eingreifen ? Das war die zentrale Frage, die von den Richtern des Landgerichtes zu beanworten war..Glücklicherweise haben sie dabei die Grenzen der Freiheit weit gesteckt.
Das Grundgesetz garantiert im Artikel 4 die " ungestörte Religionsausübung" die Freiheit des Glaubens,des Gewissens und des Bekenntnisses.Es gehört aber auch dazu.das die Freiheit einer Gruppe ohne Not nie über die grundsätzliche Freiheit des Individiums gestellt werden darf.Deshalb können wir auch aus einer Kirche oder Sekte wie aus einem Fußballclub austreten.Die Verfassung der Bundesrepublik garantiert in solch einem Fall die Freiheit.Der Vorrang der individuellen Grundrechte gilt natürlich auch für Eltern und deren gutes Recht,über den frühen Lebensweg ihrer Kinder zu entscheiden.Aber es endet da,wo die garantierte Freiheit des Kindes beeinträchtigt wird.Was vermeintlich heilige Bücher oder Traditionen fordern,spielt schlicht keine Rolle.Richter dürfen sich nie bestimmte religiöse Bewertungen zu eigen machen.Denn dann wäre es vorbei mit der weltanschaulichen Neutralität unseres Staates.Vom Kölner Landgericht wurde der neutrale Staat gestärkt und die Einschränkung der Religionsfreiheit durch die Grundrechte eines Menschen bekräftigt.Und das ist gut so.Man könnte sich aber fragen,warum die Grenze bei der Beschneidung gezogen und nicht schon bei der christlichen Taufe,die ja bei Kindern ohne eigene Zustimmung erfolgt ? Weil die rituelle Entfernung der Vorhaut das Recht auf körperliche Unversehrtheit unumkehrbar missachtet,ein Baby bei der Taufe aber halt nur nass wird.Die Beschn eidung wird auch mit gesundheitlichen Nutzen verteidigt,darüber streiten sich jede Menge Mediziner.Ohnehin zieht dieses Argument nicht.Denn die religiöse Beschneidung ist ein Ritual,keine medizinische Behandlung.Entsprechend muß sie beurteilt werden.Und zwar in allern Fällen und unabhängig vom jeweiligen Glauben,der sie angeblich fordert oder empfiehlt.Denn weder im Judentum noch im Islam entscheidet die Beschneidung über die Zugehörigkeit zur jeweiligen Religion.Bei genauem Hinsehen läßt sich nicht einmal eine einheitliche Tradition und Lehre der Beschneidung entdecken.Und gäbe es sie,dürfte das Alter eines Brauches oder eines Rechtes aus der Sicht unseres Staates nicht über dessen Rang entscheiden.Wer als gläubiger Erwachsener aus freien Stücken auf seine Vorhaut verzichten möchte,hat dazu auch bei uns weiter jedes Recht.Die grundsätzliche Freiheit eines Kindes aber,das noch garnicht entscheiden kann,muß geschützt werden--im Fall der männlichen Beschneidung wie der weiblichen und egal auch,gegen welche Glaubenssätze oder Traditionen.Das der Staat zur weltanschaulichen Neutralität der " ungestörten Religionsausübung verpflichtet ist,bedeutet eben keinesfalls,dass bei uns deshalb auch alle Praktiken erlaubt sein müssen.Denn die Freiheit des Einzelnen hat im Zweifel immer den Vorzug.


Geschrieben

"Denn die Freiheit des Einzelnen hat im Zweifel immer den Vorzug". Damit sprichst du das Dogma des modernen Individualismus und Liberalismus offen aus. Es ist ebenso ein Dogma, ein Glaubenssatz wie die Dogmen der Religionen. Millionen von Menschen können dieses Dogma vom isolierten Individuum gar nicht verstehen, einem Individuum, das sich nachträglich für eine Glaubensgemeinschaft entscheidet oder sich vertraglich (und natürlich jederzeit kündbar) einem Staatswesen verbindet..- Das Gegenmodell ist der Mensch, der nicht zu verstehen ist ohne die Familie, die Sippe, den Stamm, die Religion, in die er hineingeboren ist.
Die Kölner Richter haben sich weit vorgewagt in ihrem Bestreben, das Dogma des modernen Individualismus auch rechtlich durchzusetzen. Die Reaktion der Öffentlichkeit wird zeigen, wie weit wir schon auf dem Wege zu einem Menschenbild sind, in dem der Mensch abstrakt, unwirklich und einsam ist. Vielleicht kann man das einem Islam gegenüber durchsetzen, der jedenfalls im Koran die Beschneidung nicht fordert. Sie ist dort bloß eine allerdings dringend empfohlene sunna (Tradition, Gewohnheit).


Geschrieben


Man könnte sich aber fragen,warum die Grenze bei der Beschneidung gezogen und nicht schon bei der christlichen Taufe, die ja bei Kindern ohne eigene Zustimmung erfolgt?



Man könnte sich aber fragen, warum die Grenze bei der Beschneidung gezogen wird und nicht schon bei der Geburt, die ja bei Kindern ohne Zustimmung erfolgt :-).

Es ist unschwer zu erkennen, dass "Grenzziehungen" dieser Art Willkür sind. Habe ich ein Recht auf Beihilfe der Gesellschaft zu meinem selbstgewählten Sterben, weil Zeugung und Geburt bereits Zwangsakte waren, denen ich nicht zustimmen konnte? Kann ich nicht aus dieser Gesellschaft austreten wie aus einem Fußballclub? Habe ich denn meine Eltern frei gewählt? Ist es nicht mein Recht, mir andere zu wählen? Der Unfug solcher Überlegungen liegt zutage. Jeder wird in eine bestimmte kulturelle Gemeinschaft mit mehr oder weniger lebendigen traditionellen Hintergründen hineingeboren, die ihn - neben den persönlichen Bindungen - sein Leben lang nicht mehr loslassen werden. Die vielgepriesene "Freiheit des Individuums", die letztlich nur Vereinzelung und "Freiheit zum Konsum" bedeutet, ist im Vergleich mit den jahrtausendealten Überlieferungen lediglich eine Chimäre des modernen westeuropäischen Menschen.


Geschrieben

Die körperliche Unversehrtheit eines jeden Menschen ist ein sehr hohes Gut in unserer Gesellschaft. Darunter fällt meines Erachtens vor allem auch jenes Beschneidungsritual aus religiösen Gründen. Daher ist es nach Ansicht vieler von uns verurteilungswürdig, wenn Jungs in frühem Kindesalter einem solchen Ritual unterzogen werden, nur um althergebrachte Traditionen zu würdigen. Die meisten Deutschen, wie auch ein Großteil der westlichen Welt, haben einfach eine andere Vorstellung von Religion und der daraus resultierenden Riten. Jede Zwangsbeschneidung, weil sie lediglich auf Wunsch der Eltern und deren Glauben geschieht, ist Unrecht am leiblichen Wohl des Kindes. Man sollte eine mögliche Beschneidung auf ein Alter von 16 Jahren bestimmen und dann erst auf ausdrücklichen Wunsch des Jugendlichen ihn dieser Prozedur unterziehen. Ich finde, es kann doch nicht an einem Stückchen Haut eine religiöse Zugehörigkeit festgemacht werden. Der Glaube entsteht tief im Inneren eines jeden Menschen und nicht am äußeren Erscheinungsbild, wobei dieses ja in der Regel ohnehin durch Kleidung verhüllt ist.

Edit: Kleinen Fehlerteufel ausgetrieben

Geschrieben


Der Glaube entsteht tief im Inneren eines jeden Menschen und nicht am äußeren Erscheinungsbild



Das ist Deine Ansicht. Die Religion wird damit zur Privatsache: der eine hat sie, der andere hat sie nicht. Lebendige Religionen aber zeigen sich durch den Ritus, die Feier, das heilige Wort usw., also durchaus in "äußeren" Dingen. Und zu diesen "äußeren" Dingen gehört auch die Beschneidung.


Geschrieben

Wir alle bemerken wohl, dass hier ganz unterschiedliche Auffassungen aufeinandertreffen, von denen Jagenaus und die meine den Vorzug hat, bei weitem die ältere und verbreitetere Ansicht zu sein. Mir scheint auch, dass die Berufung auf die angebliche Absicht, dem Kind die Freiheit der Wahl zu lassen, heuchlerisch ist. Es geht immer nur um Freiheit und egoistische Durchsetzung des Individuums . Man erregt sich darüber, dass Eltern ihrem Kind ein Stückchen Haut abschneiden . Ein paar Monate zuvor konnten sie es unter allgemeinem Beifall noch töten lassen ("Mein Bauch gehört mir").
Wir können so wenig wählen, unser Volk nicht , auch nicht die so entscheidende Muttersprache. Auch zu unserer sexuellen Orientierung haben wir nicht nach gründlicher Erwägung im gereiften Alter "Ja" gesagt.
Ich habe mir in den letzten Tagen den Spaß gemacht, einige meiner "orientalischen" Bekannten nach ihrer Meinung zur Beschneidung zu befragen.. Ich habe niemanden gehört, der darin ein Problem sah. Einer war erst mit 16 beschnitten worden und kannte auch Sexualität mit Vorhaut.Nach dem Unterschied zu den Gefühlen nach der Beschneidung befragt, zuckte er nur die Schultern. Für ihn gab es keinen. Schlimm war nur die erste Woche nach der Beschneidung.Sie steckten den Penis da in eine Halwadose. Das half, ein wenig.- Was greift ein deutsches Gericht "regulierend" in derartige Bräuche ein?? Das ist eine neue Form der Mission, für die Göttin Vernunft.


Geschrieben

@Jagenau:




Der Glaube entsteht tief im Inneren eines jeden Menschen und nicht am äußeren Erscheinungsbild







[...]Die Religion wird damit zur Privatsache: der eine hat sie, der andere hat sie nicht. Lebendige Religionen aber zeigen sich durch den Ritus, die Feier, das heilige Wort usw. [...]





Ich sprach vom Glauben eines jeden einzelnen Menschen und nicht von der Religion. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Kommt es beim Glauben darauf an, dass ich für mich gesehen an etwas glaube, so ist eine bestimmte Zugehörigkeit der Religion der äußere Rahmen, innerhalb dessen mein innerer Glaube vorhanden ist oder eben nicht. Entspricht mein innerer Glaube nicht den Äußerlichkeiten meiner angestammten Religion, so habe ich die Möglichkeit, die Religion zu wechseln oder ihr gänzlich abzuschwören. Wenn ich jedoch meine Vorhaut vorher einer Religion geopfert habe, zu der ich mich im späteren Leben gar nicht bekenne(n) (möchte), so ist sie für immer verloren. Das ist für mein Empfinden ein Eingriff in die Unversehrtheit jeden Körpers, der verboten gehört. Zumindest so lange, bis sich ein Heranwachsender seiner Religion und seines Glaubens sicher ist.


Geschrieben

Welcher Moslem oder Jude hat sich jemals darüber beschwert?


Geschrieben

@Silberblick Sag es noch lauter. Kein Moslem und Jude hat die Leute hier autorisiert, seine "Rechte" oder "Menschenrechte" zu vertreten. Es geht hier nur um die traditionslose, geschichtsfremde, areligiöse Anschauung gewisser Späteuropäer. Die mögen viele in der Welt nicht mit ihnen teilen.


Geschrieben

@MueMue, was Du da schreibst, ist schlichtweg falsch. Die erdrückende Mehrheit aller Religionen kennt den von Dir ins Feld geführten Glaubensbegriff überhaupt nicht. Religionsausübung besteht im wesentlichen in der Ausführung heiliger Handlungen, die an einen Urmythos anknüpfen, und nicht in irgendeinem "Glauben", der ins Innere verlegt werden kann, während man äußerlich areligiös lebt.


Geschrieben

Beschneidung ist vorsätzliche Körperverletzung, außer sie ist aus ärztlicher Sicht notwendig. Wenn Menschen durch die Macht ihrer Religion dazu gedrängt werden, muss eben ein Gesetz dem Treiben ein Ende setzen und da wäre ich mal ausnahmsweise stolz auf Deutschland, wenn solch eine "Gesetz" von uns kommt.


Geschrieben

@EFspargel Ich wäre nicht stolz, würden wir uns durch eine solche Maßnahme wieder al der Besserwisser und Oberlehrer der Welt erweisen. Ein alter Rechtsspruch sagt "Volenti non fit iniuria" (Dem Wollenden geschieht kein Unrecht). Juden und Muslime wollen die Beschneidung. Germanistan sollte sich fein zurückhalten.


Geschrieben

@ Nuwas--Das Kölner Landgericht hat nach unserem Grundgesetz für " Deutsche" geurteilt--nicht für Juden und Moslems--wie Klug waren doch die Väter des Grundgesetzes--was wir hier schon verschiedentlich feststellen konnten.Sie fungieren nicht als " Oberlehrer und Besserwisser" der Welt.--sondern für die Freiheit des einzelnen deutschen Bürgers.Deine Anschauung" gewisser Späteuropäer " erinnert an Dick Cheney der Buschregierung,der im Irak-Krieg die nicht mitmachen wollenden Nationen als " das alte Europa " bezeichnete.Germanistan tut doch was Du willst---sich raushalten.Es kümmert sich um seine eigenen Bürger.


Geschrieben

Schön, lieber @fellatio, aber Muslime und Juden gehören zweifelsfrei "zu uns" Keiner zwingt doch einen Germanen, sich beschneiden zu lassen In den USA sind über 50% der Männer beschnitten. Es ist da Mode, wie auch bei vielen von uns. - Mir geht es um "Freiheit", in dieser für die Religionen so wichtigen Sache sollte unsere Gesetzgebung sich stark zurückhalten. Schlage nur bitte im Buch "Exodus" nach, wie Zippora Gott daran gehindert hat, Moses `Sohn (vielleicht sogar Moses selbst) zu töten. Mit einer blutigen Vorhaut und indem sie Gott "Blutsbräutigam" nannte. Das half.
Ganz gewiss habe ich nie so gedacht wie die Herren Cheney, Rumsford,Perle und Wolfowitz.Für sie hieß "altes Europa" "europäische Staaten, die sich nicht so reibungslos zu amerikanischen Zwecken gebrauchen lassen". Das "neue Europa "waren dann die Musterknaben im Osten (wie Polen und Tschechien).


Geschrieben

Heute Abend in der ARD im Ersten um 22 Uhr 50 hat Anne Will in ihrer Talkshow das Thema " Streit um's Beschneidungsurteil- Religionsfreiheit ade ? " Gäste : Rabbiner Yitshak Ehrenberg (Jüdische Gemeinde zu Berlin)
Seyran Ates (Rechtsanwältin und Autorin) Khola Maryam Hübsch (Journalistin) Holm Putzke (Rechtswissenschaftler)
Angelika Kallwass (Psychothe***utin und Fernsehmoderatorin )
Abgeschrieben aus: " Das Fernsehprogramm für Mittwoch der Emder Zeitung vom 11.Juli 2012 "
Übrigens-wer es noch nicht weiß....Anne Will ist Schwul


Geschrieben

Ich habe eben noch einmal die Will-Sendung gesehen. - Schwächlich die Meinungsäußerungen des Juraprofessors und der Atheistin Kallwass. Bewundernswert die charmante Selbstsicherheit des Rabbiners, Vertreters seines Volkes und seiner Religion. Phantasien über mögliche Traumata als Folge der Beschneidung.. - Deutschland sollte sich hüten, aus nichtigen Gründen jüdisches und muslimisches Leben zu erschweren oder unmöglich zu machen.-Sehr deutlich wurde in der Sendung auch, dass die weiblichen Diskutanten vor allem die zentrale Rolle des Penis als Problem empfanden. Der Penis ist offenbar von zentraler Bedeutung.Vielleicht auch für uns.


Geschrieben

Ich bin ganz Deiner Meinung, Nuwas.
Deutschland war doch bekannt für die Religionsfreiheit und deren Ausübung.
Zumindest bis zur Beschneidung der Beschneidung. :P


Geschrieben

Lieber@Fellatio Ich habe den Artikel in der FAS auch gelesen. Bei allen Auszeichnungen, die das Blatt fast regelmäßig erhält, scheint es mir doch einen argen Zug zum life style zu haben.Auch in diesem Fall.
1. Was soll eine so breite Darstellung des extremen Einzelfalls einer offenbar missglückten Beschneidung?Daraus folgt nichts-außer Sentimentalem. 2. Von dem "Trauma" des Patienten" fürs Leben" haben Jahrtausende nichts gewusst. Es ist wohl ein Phantasietrauma wie neu entdeckte Traumata anderer Art auch, die ich hier aus Sicherheitsgründen nicht erläutern möchte.3.Mit Recht wollen die Religionen Kinder möglichst früh aufnehmen, da die Kindheit die am meisten prägende Phase des Lebens ist.Wir können nicht 15 Jahre religiös tabula rasa bleiben, um uns dann "frei" im Angebot der Religionen zu bedienen und das uns Passende auszuwählen. Die Eltern , die dem Kind das Leben gegeben haben und es lieben, müssen auch den religiösen Weg des Kindes bestimmen können. Dazu gehört aber nicht nur die Innerlichkeit des Glaubens, sondern auch das entsprechende äußere Zeichen. Ich weiß, dass das den Deutschen nicht leicht klar zu machen ist, da sie ja immer meinen, wenn man den Inhalt nur recht festhalte, komme es auf die äußere Form nicht an. Aber ohne das äußere Zeichen stirbt auch die Innerlichkeit ab. Der große Philosoph der Aufklärung Spinoza versichert am Ende des 3.Kapitels seines "Theologisch-politischen Traktats":: "Das Zeichen der Beschneidung halte ich dabei für so bedeutungsvoll, dass ich überzeugt bin, dies allein werde das Volk (der Juden) für immer erhalten". Und weiter:"...Ja, wenn die Grundsätze ihrer Religion ihren Sinn nicht verweichlichen, so möchte ich ohne weiteres glauben,dass sie bei gegebener Gelegenheit...ihr Reich wieder aufrichten und dass Gott sie von neuem auserwählt."- Glaubst du ernsthaft, die Juden würden ihre Tradition aufgeben, nur um unserer Sentimentalität und Verweichlichung zu entsprechen??
Im Übrigen,@lieber Fellatio, rate ich dir zu eifriger Lektüre der Beiträge @Jagenaus, der noch kühler und schärfer das Nötige gesagt hat.


Geschrieben

Mich verwundert der Umstand , dass die FAS sich seitenlang über ein Thema auslässt , dass bei einer "bildenden" Zeitung glatt als Sensationsmache abgetan würde . Es werden hier viele Worte um ein Thema geschrieben , das sich weder Juden noch Muslime von einem deutschen ( ungläubigen ) Gericht in irgend einer Weise verbieten lassen würden . Unsere Richter maßen sich hier Sachen an , die sie in ihren Tragweiten nicht berechnen können . Was machen die Richter denn , wenn sich irgendein Mitglied dieser Religionsgruppen persönlich angegriffen fühlt und seinen persönlichen Rachefeldzug gegen uns beginnt . Desweiteren sollten diese Richter mal bedenken , warum sie es dem jüdischen Zentralrat in Deutschland gestatten , das deutsche Grundgesetz , die Meinungsfreiheit , regelmässig zu unterwandern . Es kann sich nicht alles mit der ehemaligen Kriegsschuld untermauern lassen .


Geschrieben

@Nuwas--wenn ohne das äußere Zeichen ( die Beschneidung) die Innerlichkeit eines Glaubens abstirbt,kann es nicht nicht weit her sein mit dieser Religion.Was immer Spinoza gesagt oder geschrieben hat,als Jude nimmt er das Quälen der Kinder als Collateralschaden hin, damit das " auserwählte Volk Gottes" wieder auferstehen und ewig weiterleben kann ?
Danke für deinen Rat,mich in die Schriften von @ Jagenau zu vertiefen.Ich schätze seine pointierten Aussagen,die nicht mit meiner Meinung übereinstimmen.Ich lehne Beschneidungen ab--ich will,das auf deutschem Boden nach unserem Recht gehandelt und entschieden wird.....und keine Kinder malträtiert werden.Für welchen Glauben auch immer.Du lehnst dich sehr weit aus dem Fenster-- Die Juden ,wie wir ",Weich und Sentimental ? " Wie in den von ihnen besetzten Gebieten ? Was möchtest du aus Sicherheitsgründen nicht erörtern ?


Geschrieben

Wie weit ist es dann noch um der Religionsfreiheit in Deutschland bestellt, wenn diese in ihrer Ausführung selbst beschnitten wird? Ist es nicht überaus anmaßend den Juden und Moslems in Deutschland vorzuschreiben, wie sie ihre Traditionen und tief verwurzelten religiösen Riten auszuführen haben?


Geschrieben

@fellatio Mit deinem ersten Satz zeigst du gleich, dass du auch zu den Deutschen gehörst, denen die Innerlichkeit genügt.Menschen sind aber bekanntermaßen nicht nur Geist, sondern auch Körper. Der muss das äußere Zeichen tragen.-Spinoza verhält sich erkennend, und er erkennt, dass das Geheimnis des Überlebens des jüdischen Volkes die Absonderung ist, die sich in der Beschneidung äußerlich zeigt. Er wollte gewiss nicht Kinder quälen. Bislang ist ja auch kaum jemand auf den Gedanken gekommen, dass Beschneidung eine Quälerei ("malträtieren") ist.Das lernen wir ja gerade erst durch die sensationslüsterne Berichterstattung.
Man wird zweifellos das deutsche Recht so ändern, dass Beschneidungen straflos bleiben. Ich würde das gut finden, weil es einem Kulturkampf in Deutschland vorbeugt.- Über die Nahostpolitik habe ich mich mehrfach sehr klar geäußert, bin ja dafür auch von @Jaund scharf getadelt worden, ohne dass übrigens mir hier große Unterstützung gegeben wurde.Um Missverständnisse zu vermeiden, werde ich weiterhin nichts zu anderen, neuentdeckten, "Traumata" sagen.


Geschrieben


Nie sieht der Mensch die Welt mit unvoreingenommenen Blicken. Er sieht sie immer mit den Augen eines Wesens, das von einem ganz bestimmten Bestand von Sitten und Einrichtungen und von bestimmten Denkweisen geprägt wurde. Nicht einmal in seinen philosophischen Gedankengängen kann er sich diesen Schablonen entziehen: seine Begriffe von Gut und Böse werden sich immer aus den ihm überlieferten Sitten herleiten. ... Sobald er sprechen kann, ist er der Kultur seiner Gemeinschaft auch schon untertan; wenn er erwachsen ist und an ihren Lebensäußerungen Anteil hat, dann sind die Gepflogenheiten innerhalb seiner kulturellen Sphäre auch die seinen, ist ihre Religion auch die seine, ist etwas, was in seinem Kulturkreis eine Unmöglichkeit darstellt, auch für ihn eine Unmöglichkeit.



Dieses Zitat stammt von der berühmten Anthropologin Ruth Benedict (Urformen der Kultur, Hamburg 1955). Die Idee, den Jugendlichen bis zu seinem fünfzehnten, sechzehnten oder achtzehnten Jahr "roh" zu lassen, ihn also dem Einfluss von Kultur, Religion, Sittlichkeit zu entziehen, damit er, sobald er reif genug ist, frei zwischen den "Weltanschauungen" wählen möge wie aus einem Katalog, ist natürlich ganz absurd. Man müsste ihn dann unerzogen lassen. Seine "Reife" ist ja gerade die Fähigkeit, an der Erwachsenenwelt Anteil zu haben, und nicht etwa nur seine körperliche Reife. Gibt man ihm keine Maßstäbe, so wird er diese Fähigkeit niemals erlangen. Der Zauber der bunten Warenwelt und die implizite Aufforderung zur beruflichen Karriere, die eine Teilhabe an jener Zauberwelt verspricht, ist nichts anderes als eine säkulare Religion, die sich hinter der verführerischen Formel von der "individuellen Freiheit" verbirgt. Nun scheint mir erstens ein vollständig vernetzter, von morgens bis abends medialer Berieselung ausgesetzter Mensch nicht gar so frei; zweitens ist etwas nicht schon deshalb gut, weil es individueller Wahlfreiheit, und nicht schon deshalb schlecht, weil es einer nicht weiter befragten Tradition entspringt. Individualität formt sich nämlich immer nur vor dem Hintergrund der Tradition und nicht durch deren Aufhebung ins Reich der Beliebigkeiten.


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