Ob Schmuddelfilmchen und Sexhefte von Papa, nackte Haut in jeglichen Medien oder mittlerweile Pornografie an allen Ecken des Internets – niemand kann sich den Eindrücken der Porno-Industrie entziehen. Dabei wird unser Sex- und Liebesleben immer weiter pornofiziert. Doch welchen Einfluss haben Gaypornos wirklich auf uns und warum?

Das Word Wide Web ist mittlerweile 30 Jahre alt und fast genauso lange gibt es auch Gay Pornos in den unendlichen Weiten des Internets zu finden. Sex ist rundum die Uhr für jeden abrufbar und wird selbst von Jugendlichen immer früher übers Internet konsumiert. Man könnte fast von einer Pornofizierung unseres Lebens sprechen. Nur die wenigsten haben noch nie ein Sexfilmchen gesehen.

 

Hardcore Pornografie ist so leicht zugänglich wie noch nie zuvor

Die Neugier war auch in anderen Jahrzehnten genauso hoch in Bezug auf Nacktheit und Sexualität. Jedoch war der Zugang zu Pornografie wesentlich schwieriger. Zu VHS-Zeiten hat man heimlich in der Videothek in die Sektion geschaut, wo FSK18-Filmchen zu finden waren. Doch war der Konsum von Sex-Filmen pro Kopf noch wesentlich geringer als er heutzutage ist. Nie war es so leicht alle Formen von Geschlechtsverkehr auf den Bildschirm zu streamen. Jeder kann Google anschmeißen und in wenigen Klicks auf einschlägige Webseiten gelangen. Wo früher häufig noch die Fantasie genutzt wurde, findet Selbstbefriedigung heute meistens in Verbindung mit dem Ansehen eines Pornos statt. 

 


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Schon Jugendliche konsumieren Pornos nach Belieben

Pornokonsum ist stillschweigend in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Singles tun es, Paare tun es, Jung und Alt tun es. Der Konsum steigt, aber kaum jemand spricht über Pornografie. Aufklärung findet in den meisten Fällen nicht mehr durch Dr. Sommer in der BRAVO statt, sondern schon Jugendliche konsumieren Pornos nach Belieben im Internet. Verbote und Internetfilter bringen wenig, wenn man Kinder und Jugendliche fernhalten will mit Pornografie in Berührung zu kommen. So sind die ersten Eindrücke zum Thema gleichgeschlechtlichen Sex für schwule Jungs oft „Daddys&Twinks“, „Gangbangs“, „Bareback Sex“ und „Monstercocks“. Die Erwartung und das Empfinden von Sex wird dadurch schon vor dem „ersten Mal“ verändert oder beeinflusst. Es scheint fast ein ungeschriebenes Gesetz zu geben: Jeder guckt Pornos, aber niemand darf darüber reden und kann das Gesehene dadurch richtig verarbeiten.

 

Gay Pornos greifen unbewusst unseren Selbstwert an

Nicht erst seit den Size Zero-Models auf allen Magazinen und in der Werbung wissen wir, welchen Einfluss unser Umfeld auf die Psyche und den Körper des Menschen hat. Die Frauenwelt rennt einem Schönheitsideal hinterher, das nicht auf gesundem Wege erreichbar oder nur durch Photoshop entstanden ist. Die Männerwelt denkt, dass sie wie der starke Hengst aus dem letzten Sex-Clip, den sie gesehen haben, sein müssen: Muskulös, dauerhaft horny, auf Knopfdruck einen Ständer und ausdauernd wie ein Duracell-Hase. Kaum ein Mann kann diesem Bild entsprechen und das nagt an der Seele und dem Selbstwert. Kommt es zu negativen Erlebnissen, wenn z.B. der Ständer nicht mitspielt, so setzt sich der Mann immer stärker unter Druck, dass es zu dauerhaften psychischen Schäden kommen kann.

 

Sex-Filme verändern die Struktur im Gehirn

Auch die Wissenschaft kann Belege dafür finden, dass Pornografie einen Einfluss auf unseren Körper hat. In einer Studie der Charité in Berlin haben Wissenschaftler die Auswirkungen von Pornokonsum untersucht. Insgesamt beschäftigten sich die Teilnehmer im Schnitt vier Stunden pro Woche mit pornografischen Darstellungen, ein Drittel der jungen Männer zeigte bereits ein hohes Risiko für eine Online-Sexsucht. Hoher Pornokonsum war häufig in Verbindung mit Sexsucht, übermäßigen Alkoholgenuss und Depressionen zu beobachten. Es zeigte sich sogar eine deutliche Veränderung in einer Gehirnregion, dem Schweifkern, wenn die Teilnehmer einen hohen Pornokonsum aufwiesen. 

 

Liebe, Sex und Pornografie haben wenig gemeinsam 

Eine kleine Umfrage von mir im Bekanntenkreis zeigt, wie unterschiedlich wir Liebe, Sex und Pornos wahrnehmen. Während die Mehrheit Liebe mit den Adjektiven treu, glücklich, ehrlich, aufregend und schön verbinden, werden die Beschreibungen von Sex schon wesentlich körperlicher und trieb-gesteuerter. Meine Befragten empfinden Sex als erregend, intim, geil und leidenschaftlich. Aber wie eng Liebe und Sex verbunden sind, wird deutlich, da auch hier mehrfach „einfühlsam“ genannt wird oder sehr verwandte Adjektive wie „gefühlvoll“. Pornos, die im Grunde nach Liebe und Sex darstellen sollen, zeigen allerdings wenig Übereinstimmungen damit. Neben „inspirierend“ und „abwechslungsreich“, werden vor allem negative Adjektive wie „stumpf“, „realitätsfern“ und „heimlich“ genannt. 

 

„Lets talk about Gay Sex, Baby“

Es geht hier sicherlich nicht um die Verteufelung der Porno-Industrie, denn diese produziert nur, was der Konsument sehen will. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Die Kategorien auf den bekannten Porno-Stream-Diensten sind vielfältig - es gibt nichts, was es nicht gibt. Von Gewalt über Fäkal bis hin zu bizarren Fetischen. Es scheint so, dass wir uns gerne ansehen, was in unserer Fantasie herumschwirrt und was wir selbst nicht ausgelebt haben oder auch gar nicht selbst ausleben wollen. Sexualität gehört zum Mensch-Sein dazu und im Zuge der Entwicklung des Internets sollten wir kein Blatt mehr vor den Mund nehmen, wenn es um Pornografie geht. Dieser Artikel soll nicht zum Verzicht aufrufen, sondern den richtigen Umgang mit solchen Filmchen anregen: Pornos müssen raus aus der „Schmuddel-Ecke“. Aufklärung statt Verbot – Debatte statt Tabuisierung. Lasst uns also alle mehr über Sex reden.

 

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Gaypornos dürfen kein Tabu-Thema mehr sein

Nicht zuletzt als Autor, der sich viel mit den Themen Sex, Liebe und Partnerschaft auseinandersetzt, finde ich, dass wir offener über unsere Sexualität sprechen sollten. Dies sollte auch schon im frühsten Alter anfangen. Verbote werden den Reiz nur erhöhen, dass Jugendliche diese Sex-Clips doch sehen wollen. Wenn wir Pornografie richtig konsumieren, dann kann man sie auch für was Positives nutzen. Sei es die Inspiration, die z.B. Paare aus ihnen bekommen um Ihr Liebesleben aufzufrischen, die künstlerische Darstellung von Sexualität und Nacktheit oder auch die Wissensvermittlung im Sinne von „Do it Yourself“-Videos. Würde die Gesellschaft offener über Sex kommunizieren, dann würde es weniger missbräuchlichen Umgang mit Pornografie geben. Wenn wir unsere Sexfantasien also nicht mehr heimlich durch Pornografie erkunden und ausleben müssen, uns nicht schämen müssen dafür, dann verlieren Pornos ihren negativen Einfluss auf Körper und Geist.  

 

Fangen wir doch gleich mit dem offenen Umgang mit Pornografie an: Was sind die Lieblingskategorien, aus denen ihr euch einen Porno anguckt? Nach welchen Stichworten sucht ihr? Wie oft guckt ihr Pornos und in welchen Situationen? Wir sind gespannt auf eure Kommentare und wünschen uns einen regen Austausch zu diesem Thema!

 

 

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