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Selbstverständnis der Homosexualität


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Angeregt durch einen anderen Thread, möchte ich mal über das Selbstverständnis der Homosexualität im Allgemeinen und dem Selbstverständnis der Homosexualität jedes einzelnen für sich diskutieren.

Wie sieht die breite Gesellschaft die Position der Homosexualität? Ist es für sie selbstverständlich, dass es Schwule und Lesben gibt, die sich völlig befreit von allen Zwängen in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung zeigen können? Ich muss heute immer noch die Erfahrung machen, dass die heterosexuelle Welt wenig Verständnis aufbringt für Verhaltensweisen, die sich von den ihrigen unterscheiden. Das reicht von schrägen Blicken bis hin zu verbalen Äußerungen oder gar körperlichen Übergriffen. Je nach Umgebung, in der man sich gerade zufällig bewegt. Das ist doch auch mit einer der Gründe, warum sich sehr viele nicht trauen, ihre sexuelle Präferenz einfach frei auszuleben. Auch die Jugend ist längst nicht so aufgeklärt, wie es oftmals den Anschein haben mag. Man möchte meinen, im 21. Jahrhundert sei eine gewisse Offenheit bei den Heranwachsenden eingekehrt, doch die Wahrheit sieht in den meisten Fällen ganz anders aus. Siehe hier

Zum zweiten Punkt: Was ist denn mein eigenes Verständnis von Homosexualität? Ist sie etwas völlig natürliches oder sehe ich sie eher als Belastung an? Ist sie womöglich ein ständiger Kampf für mich? Wo sehe ich Notwendigkeiten, mich zu verstecken?

Was denkt Ihr darüber?

Geschrieben

Ich antworte zuerst, weil ich gerne möchte, dass dieser Thread in Gang kommt.
Deine erste Frage, wie die "Gesellschaft" die Homosexuellen sieht, hast du selbst ganz richtig beantwortet. Da hat sich wenig geändert. Sie werden bestenfalls geduldet, im Stillen aber verachtet. Dieser Verachtung öffentlich nicht Ausdruck zu geben, gilt schon als Großtat der Toleranz, für die man sich mit beiden Händen auf die Schultern klopfen darf. Es ist wahr, dass es auch schwule Politiker mit einiger Popularität gibt. Aber Herr von Beust hat sich schon früh ins Privatleben zurückgezogen,obwohl ihm doch alle für seine Demontierung der Schill-Partei zu Dank verpflichtet waren.Dr. Westerwelle erfährt,was es bedeutet, mit dem Freund (und was für ein toller Freund!) Staatsbesuche zu machen. Und Wowereit? In der bunten Phäakenstadt, die auf Pump lebt , aber gleichwohl ein "Event" nach dem anderen feiert, ist vieles möglich. Als Ministerpräsident von Hessen wäre Wowereit gar nicht denkbar. Viele hier nennen ihn nur "Po bereit".. Schäbig, unmenschlich, aber das ist die wahre, allerdings "unveröffentlichte" Meinung.
Zur zweiten Frage, wie ich zu meinem "Sosein" stehe: Die Homosexualität ist das große Unglück meines Lebens ,und ich bin froh, wenn mir diese Last abgenommen wird. Sie hat mich zu ständiger Verstellung gezwungen. und die Beziehungen zu vielen Menschen vergiftet.Ich habe nicht das Glück gehabt, als Bisexueller wenigstens einen Teil meines Lebens nach den Maßstäben der "Normalen" führen zu können. .- Mir scheint, dass viele hier sich bei dieser Frage in die Tasche lügen.Sie denken, wir lebten schon in der schönen neuen Welt. Wir sind bestenfalls geduldet und dürfen dafür auch noch dankbar sein.


Geschrieben

Vielen Dank @Nuwas für Deine offenen Worte. Ich sehe es ganz ähnlich. Der Homosexuelle bzw. Bisexuelle wird "bestenfalls (widerwillig) geduldet". Es gibt sie zwar, aber sie sind ein Ausreißer der Natur, so vermutlich die Meinung vieler. Sicherlich, Heterosexuelle werden stets in der Überzahl bleiben und auch im Sinne der Arterhaltung bleiben müssen, doch mit welchem Recht wird Homosexuellen / Bisexuellen / Transsexuellen ihr "Sosein" in der Öffentlichkeit erschwert oder gar abgesprochen? Und dabei ist es nun mal völlig egal, ob es die "schrillen Paradiesvögel" sind, die die Klischees bedienen oder die unscheinbaren Typen. Alle Menschen haben Anspruch darauf, so akzeptiert zu werden, wie sie sind. Es muss zu einer Selbstverständlichkeit werden, dass sich gleichgeschlechtliche Paare öffentlich zu ihrer Beziehung bekennen können - ohne Gefahr zu laufen, irgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen. Egal, ob es darum geht dass sie sich küssen, Händchen halten oder sich am Arbeitsplatz outen. Erst dann ist das Ziel erreicht, wenn jeder sich seiner selbst sicher sein kann, keinerlei Schaden zu nehmen.

Es stimmt mich traurig, wann immer ich erfahre, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu leiden haben oder es als "großes Unglück" empfinden. Ich verstehe meine Homosexualität als Herausforderung. Ich kann dadurch die Situation von jeder Form der Minderheiten besser nachvollziehen und versuche, wo immer ich die Möglichkeit dazu habe, gegen Intoleranz oder gar Verfolgung anzukämpfen. Ich sehe nun mal mein Schwulsein als etwas selbstverständliches an, denn ich habe sie nie auf den sexuellen Aspekt beschränkt. Ich bin ja mehr, als "nur" auf meine sexuelle Präferenz beschränkt. Ich bin auch ein Mensch, der wie jeder andere seinen Interessen nachgeht, in den gleichen Läden einkauft und sich in der gleichen Bücherei Bücher ausleiht, wie jeder Hetero auch. Nur um es mal an ein paar Beispielen zu verdeutlichen, was ich meine. Es ist für mich selbstverständlich in einer heterosexuell-geprägten Welt zu leben, allerdings als schwuler Mann. Ich habe auch schon die eine oder andere verblüffende Erfahrung mit Heranwachsenden gemacht, die meinten, sie könnten mich mit Schimpfwörtern wie "Schwuchtel" oder "schwule Sau" beleidigen. Ganz einfach indem ich zurück fragte: "Erkläre mir doch bitte einmal ganz genau, was Homosexualität denn ist und was Du darunter verstehst???" Bei einem Großteil der Jugendlichen fehlte einfach das Verständnis dafür. Es kamen immer so Sachen wie, ja die haben Analsex und das ist widerlich. Mehr ist in den Köpfen nicht vorhanden. Diese Reduzierung auf den Geschlechtsakt ist, denke ich mal, das Hauptproblem. Jeder Schwule, Bi, oder TS sollte sich darüber im Klaren sein, dass er mehr ist, als ein Objekt das nur auf Sex aus ist. Das Leben ist vielschichtiger und bunter. Und wer weiß, vielleicht spreche ich damit den einen oder anderen an, diese Vielfalt den Heteros zu erklären und näher zu bringen, um die Mauern in deren Köpfen weiter einzureißen. Denn die Mauer muss weg!


  • Moderator
Geschrieben

Tjaja, was ist das doch für eine böse, böse Gesellschaft, die sooo gemein zu uns Schwulen iss ^^ :P

Lieber @MueMue, dass du dein Beispiel für die "Position der breiten Gesellschaft zur Homosexualität", und die
angebliche Homophobie der "meissten" Jugendlichen ausgerechnet einem durch und durch christlichen Sender
wie 3-Sat entnimmst, ist mir dann doch zu einseitig. Homophobie in der Art und Weise, wie sie in dem von dir
verlinkten Video gezeigt wird, ist doch sehr stark von einem gewissen Gruppenzwang geprägt.

Zudem scheint mir das Video auch an einer Schule gedreht worden zu sein die in einem "sozialen Brennpunkt"
liegt, wie es so schön in Neudeutsch heisst, für mich hat das absolut keinen repräsentativen Charakter. Gerade
an solchen Schulen herrscht doch auch eine Sprache vor, die Ausdrücke wie geil, schwul, fett in einer Art und
Weise verwendet, die mit ihrer tatsächlichen Bedeutung wenig bis garnichts zu tun hat.

Schon rein rechnerisch kann das dargestelte Verhalten dieser Jungs und Mädels auch überhaupt nicht hinkommen, hat doch nachweislich jeder 10.Junge/Mann homosexuelle Erfahrungen. Lassen wir doch einfach mal einen jungen Mann zu wort kommen, der uns durch sein ehrliches, und wie ich finde sehr mutiges und beeindruckendes Interview, ein ganz anderes Bild vermittelt:

http://www.youtube.com/watch?v=_LfG-xJ0ko8&feature=related


Zum Selbstverständnis von Homosexualität gehört für mich auch, dass sie nicht immer und überall zum Thema
gemacht wird, nicht durch das gründen schwuler Vereine und auch nicht durch das ständige plakative
demonstrieren des "anders seins".

Zu meiner eigenen Einstellung zur Homosexualität kann ich sagen, dass ich es nie als Belastung empfunden habe schwul zu sein, auch wenn es mir in meiner Jugend nicht möglich war mich so zu "outen", wie es die Jungs glücklicherweise heute tun können. Ich hatte niemals das Gefühl mich verstecken oder verstellen zu müssen, damit ja niemand merkt dass ich auf Männer stehe, ich hatte aber auch nie das Bedürfnis mein schwulsein öffentlich zu demonstrieren, etwa durch einen Regenbogensticker oder so, warum auch ? Schliesslich gibt es auch keine Hetrosexuellen die das explizit herausstellen müssen.

Dass es aber in meiner Altersgruppe zutiefst verhärmte User gibt, die sogar hier in einer Gay-Community es für
notwendig erachten aus Scham oder Angst oder was auch immer ihr Gesicht zu verbergen, und in ihrem Profil
so garnichts von sich preisgeben ausser den sogenannten "Pflichtangaben", und vielleicht noch ihrer sexuellen
Vorlieben, eine solche negative Lebenseinstellung finde ich schon sehr bedauerlich und bemitleidenswert.

Edit wegen Formatierungsfehler

Geschrieben

Die Homosexualität ist das größte Glück meines Lebens, und ich bin froh, dass ich diese leichte Last tragen darf. Ich verdanke ihr alles, was ich wurde, meine geistige Unabhängigkeit und meine männlichen Tugenden. Ich bin davon verschont worden, als Bisexueller womöglich einen Teil meines Lebens nach bürgerlichen Maßstäben führen zu müssen; das bedeutet Freiheit. Gäbe es keine Homosexualität, so würde ich sie erfinden, da nur sie Lebensformen eröffnet, die für mich passen.


Geschrieben

@Crotalus
Das ist also der Gott, dessen Prophet ich ( nach Minotaurus´Meinung) sein soll. Eine entgegengesetztere Auffassung ist ja gar nicht möglich.-Wir sind uns ja nicht völlig unbekannt, daher verzichte ich hier auf eine Argumentation. Es bleibt meine große Freude, dass du so bist, wie du bist. Ich wünsche vielen Schwulen, dass sie so sind, wie du bist.-
Für mich allerdings ist dieser Weg verstellt.
Ich jammere nicht über das Unverständnis der Gesellschaft, ich bin meinen Weg auch so mit befriedigendem Erfolg gegangen. Dazu war es aber nötig, die Wahrheit zu verschweigen.Patrick, der Junge im Film, steht vor einem schweren Leben. Das weiß er noch nicht, und es ist schön, dass seine Umgebung ihm mit der Komödie der Toleranz noch einige Zeit relativen Glücks gibt. Ich will gar nicht leugnen, dass viele heute zu Bekundungen des Verständnisses und sogar der Anteilnahme bereit sind, sich sogar dazu verpflichtet fühlen. Das ist die Oberfläche,Talmi der Toleranz. Aber keiner wünscht sich einen schwulen Sohn.


Geschrieben

Bei den Politikern ist die Homosexualität angekommen. @Nuwas hat sie bereits aufgezählt. In der Gesellschaft ist es meiner Auffassung noch lange nicht. Nicht jeder kann wie @Crotatus so selbstbewußt leben, dass er keine Rücksicht auf seine Umgebung nehmen muss. Da stimme ich schon eher @Knuddelhajo zu, der sagt, dass man nicht unbedingt mit einem Label auf dem steht, "Ich bin schwul", herumlaufen muss.

Doch in der Wirtschaft sieht es doch noch sehr viel anders aus. Aus meiner persöönlichen Erfahrung kann ich berichten. Nachdem ich an einen, damals noch kleinen CSD Umzug teilgenommen hatte, wurde ich Montags´ins Chefzimmer zitiert; "Unter diesen Umstränden sind Sie für uns nicht mehr tragbar."
Daraufhin habe ich freiwillig gekündigt.
Bei der nächsten Firma, weil ich selbst über meine Homosexualität zu einem Kollegen gesprochen habe, wollte man mir schlechte Arbeitsleistung unterstellen.Doch auf allen Baustellen für die ich verantwortlich war, lief alles Bestens,
daraufhin bot man mir eine Abfindung an mit den Worten;"Ihre Fehler kennen Sie ja selbst und brauchen wir hier nicht zu diskutieren.",
So deutsche Arbeitgeber.
In Mittelamerika habe ich keine Vorbehalte gegenüber Schwulen persönlich erfahren. Trotz des hohen Anteils kath. Christen geht man dort mit Schwulen toleranter um.
Bei meiner Tätigkeit in sozialistischen Ländern (China, Laos, Vietnam) ist Homosexualität überhaupt kein Thema.
In Thailand wo ich innerhalb einer Familie, die meiste Zeit des Jahres verbringe, ist unter dem Einfluß des Buddhismus, mir keine Nachteile entstanden. Ob einer schwul, transgender oder hetero ist, daran kann kein Mensch etwas ändern.(so Buddha)
In den Neuen Bundesländern bin ich von rechtsradikalen Jugendlichen belästgt worden. Doch eigentlichen Haß auf Schwule war das meiner Meinung nach nicht. Vielmehr war ich der Ansicht, dass andere Motive dafür verantwortlich waren, Arbeitslosigkeit, Frust, zunehmende Langeweile und reichlich genossener Alkohol.
In meinem Umfeld hier in Berlin muss mann stärker differenzieren. Meine Nachbarinnen sind nette tolerante Frauen.
Frauen haben meiner Ansicht nach mehr Verständnis für Schwule. Mit ihnen kann man gut befreundet sein.
Einer der Ehemänner toleriert es zwar, doch seine wahre Einstellung habe ich erst vor wenigen Tagen erfahren, als ich ihn bat mich zum Bahnhof zu fahren: Frag doch Deine schwulen Freunde."
Auch wenn Berlin eine tolerante, multikulturelle Stadt sein will, im Unterbewußtsein ist bei vielen noch eine Homophobie vorhanden.In den Neuen Bundesländern erwähnt man es besser nicht. Auch wenn dort der §175 schon früher aufgehoben wurde.
Über mein Schwulsein hat man hinweg gesehen, weil man meinen Rat und meine Arbeitskraft benötigte.
Da hier auch viele religiöse Gemeinschaften vorhanden sind, die Homofeindlichkeit predigen, wird es sicher noch Generationen dauern bis wir Schwulen keine Minderheit mehr sind und einen Sonderstatus beanspruchen, sondern wir leben können, wie Gleiche unter Gleichen.


Geschrieben

Meine Erfahrungen sind,das es in erster Linie die Jugendlichen sind(und am stärksten solche mit Migrationshintergrund aus muslimischen Familien) welche ihren Hass gegen Schwule,Lesben und Transsexuelle so offen zeigen
und provozieren.
Bei denen muss einer nicht händchenhaltend durch die Stadt laufen oder sich küssen;da reicht es schon,wenn einer
weichere Gesichtszüge hat;um als "Schwule dreckige Sau" betitelt zu werden!
In meiner Schulzeit,den 80er Jahren,auf dem Land in Rheinland-Pfalz;war solch ein extremer Hass noch nicht;
ja ab und zu waren da so Typen,die was von "warmen Brüdern" erzählten oder so "Detlev-Witze" machten;
aber so ein Hass,der zu Gewalt führt,das war doch noch nicht drin
Ich würde nicht in jeder Berufsbranche jemandem raten, sich zu outen;
Es gibt auch Mitmenschen,die finden einen Patrick Lindner so gut;aber es muss nicht in ihrem Mietshaus ein schwuler Nachbar wohnen..
Prominente werden mit anderem Maß oft gemessen
.@Sunriseas Verhalten dieses Ehemannes ist total fies!
Wenn Du Hilfe brauchst;dann hätte er Dich zum Bahnhof fahren können;wo ist da ein Problem für den?
Wie würde er wohl reagieren wenn er mal DEINE Hilfe braucht und Du sagst: "Frag doch Deine heterosexuellen Freunde !"


Geschrieben

Ich glaube nicht, dass die jungen Ausländer schuld sind. Sie sind ja oft ganz nette "Freunde".Wir sind in allen Teilen der Gesellschaft wenig akzeptiert, mühsam toleriert, insgesamt aber nicht als gleichwertig anerkannt. Das zeigt schon das wissende Lächeln, das man sieht, wenn von Schwulen die Rede ist.


Geschrieben


sondern wir leben können, wie Gleiche unter Gleichen



@Sunrise, wir sind aber keine Gleiche unter Gleichen. Homosexualität gebiert und erfordert andere Lebensformen als Heterosexualität. Wir verzichten auf die Geborgenheit der Familie zugunsten eines größeren Maßes an Freiheit. Es ist ein Problem des schwulen Selbstverständnisses, die heterosexuelle Gesellung und Paarung unbedingt nachahmen zu wollen, um Anerkennung zu finden. Zwischen Männern besteht aber notwendigerweise eine andere Distanz als zwischen Mann und Frau oder gar zwischen Frauen untereinander. Zwei positive Pole stoßen einander ab.


Geschrieben

@Crotatus, ich meinte nicht damit, dass wir Schwulen uns ständig und überall outen müssen. Heteros tuen es ja auch nicht.
Als Gleicher unter Gleichen - Primus inter pares - nicht Erster unter Gleichen, sondern, dass wir innerhalb unserer Gesellschaft genauso wie unter den Mitmenschen leben können. Du bist schwul - Du bist Hetero - Du bist Transgender - warum Unterschiede machen. Wir sind alle gleiche Menschen.

Das es in Beziehungen anders abläuft hast Du schon richtig erkannt. Gleiche Pole stoßen sich ab. Darum kommt es wiohl auch in schwulen Beziehungen häufiger zu Auseinandersetzungen, weil jeder ein Alphatyp sein will und nicht nachgeben kann. Mir liegt es fern heterosexuellen Lebensformen nachempfinden zu wollen. Deshalb stehe ich auch einer sog. Homo Ehe kritisch gegenüber. (Außer vielleicht im Erbrecht. Dazu reicht aber die Eingetragene Partnerschaft.)


Geschrieben

Wenn es diese neuen, homospezifischen Lebensformen wirklich gibt, so sind sie mir doch nicht bekannt. Ich habe keine Schwierigkeiten damit, allein zu sein, bin aber auch ein Familienmensch. Was mich an dieses verfluchte "Sosein" kettet, ist die Rücksicht auf die gar nicht geringe Zahl der Leute, die von mir und meiner Arbeit abhängig sind.Aber ich merke auch, dass sie von mir eigentlich ein anderes Leben erwarten, ja, sich sogar große Sorgen um mich machen.-Würde ich nun nach einer schwulen Partnerschaft streben, müsste ich meine Burg verlassen.Ich würde das vielleicht sogar tun, wenn ich mir vorstellen könnte, eine mir passende Lebensform zu finden. Aber ich sehe da keine Möglichkeit, vielleicht auch aus dem meine Eitelkeit kränkenden Grunde, dass ich mich auf Dauer nicht für "liebenswert" halte. Ich habe gelernt , toleranter zu sein, meine Ansprüche an die charmante,ästhetische und virile Präsenz eines möglichen Partners bescheidener zu halten ( schon weil ich keine angemessene Gegengabe habe),aber ganz ohne Feuerungsmaterial brennt der Ofen nicht.- So bin ich denn allein (auch manchmal einsam), aber ohne den auftrumpfenden Stolz des Alphawolfes Crotalus.
Jetzt bin ich sehr geschwätzig gewesen, sollte wohl besser editieren.


Geschrieben

Schade, dass dieser Thread stagniert. Bin wieder ich schuld? Schreibt doch alle ein wenig mehr darüber, wie ihr mit eurem "Sosein" zurechtkommt. Vielleicht auch, wie ihr erlebt, wie die Öffentlichkeit Schwule darstellt und bewertet.


Geschrieben

Na ja, lieber @knuddelhajo, Dein eingestelltes Video von Jeremy gibt die Meinung und Erlebnisse eines einzelnen, jungen Mannes wider. Hört man mal hier bei Janosch genau hin, gibt er jedoch in der Mitte des Clips zu, dass er z. B. beim Sportunterricht schon hinterrücks auf Ablehnung und Spott gestoßen ist. Selbst wenn er am Ende des Vids wiederum beteuert, er hätte keine schlechten Erfahrungen gemacht. Das ist ein wenig widersprüchlich.

http://www.youtube.com/watch?v=lNrGcnNTT8c&feature=youtu.be


Diese beiden Beispiele, Jeremy und Janosch, sind darüber hinaus lediglich Paradebeispiele die darauf angelegt sind, mehr Verständnis für Homosexualität zu schaffen. Sie sind Teil einer Kampagne. Daher sind sie sicherlich nicht gerade repräsentativ, denn sie geben keine Aufschlüsse über das Verhalten und die Einstellung der breiten Mehrheit der Jugendlichen bzw. der Allgemeinheit gegenüber Homosexuellen.

Leider konnte ich bis jetzt keine weiteren empirischen Untersuchungen bzw. Umfragen recherchieren, die die dargestellte Situation in meinem Eingangspost weiter untermauern, aber ich werde versuchen, weitere Belege dafür zu finden. Es ist bislang meine eigene Erfahrung, die meine Annahmen sützen, dass Homosexualtität v. a. bei der Jugend auf derbe Ablehnung stößt. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass nach wie vor dieses wichtige Thema nicht umfassend und eingänglich genug im Sexualkundeunterricht abgehandelt wird.

Dass ich persönlich mit meiner Homosexualität offen umgehe, dürfte hinlänglich bekannt sein. Wobei ich keineswegs damit hausieren gehe und es jedem aufdränge. Ich sehe sie als selbstverständlich an. Und wer sich für mich und meine Lebenssituation interessiert, kriegt es auf kurz oder lang auch so raus. Sollte ich daraufhin direkt gefragt werden, dann verleugne ich dies auch nicht (mehr). In früheren Jahren, als ich auf dem Land lebte, war es zwar noch ein zu großes Tabuthema, deshalb entschloss ich mich seinerzeit, auch meinen Eltern zuliebe, zu kleinen Schwindeleien, aber wenn ich heute angesprochen werde, wie etwa: "Na, Sie sind doch allein stehend? Haben Sie noch nicht die richtige Frau gefunden?", dann kommt als Antwort von mir: "Ne, tut mir leid, aber mit Frauen habe ich es nicht so!". Je nach Reaktion darauf, entwickelt sich ein angenehmes Gespräch, auch über die Schwierigkeiten, die man unter Umständen als Schwuler in unserer Gesellschaft immer noch hat.

Edit wegen mehrfachen Versuches das youtube-Video einzubetten

Geschrieben

@MünchensM
Danke für das Video. Es hat auch nach meiner Meinung keinen Sinn, so zu tun, als seien die Vorurteile überwunden.Man lügt sich da etwas vor. Besonders merkwürdig berührte mich im Video die Passage, wo der Junge gesteht, dass er sich mit seinem Problem an eine "Freundin" gewendet hat. Bei einem Freund war das wohl nicht rätlich. Nebenbei: Über die "Freundin" als beste Vertraute des Schwulen wurde schon im "Feminismus"-Thread das Nötige gesagt.
Charmant deine Art, wie du auf listige Fragen nach den Ursachen des Junggeselleseins antwortest. Ich könnte mir das hier nicht leisten. Da ist eben München schon ein besseres Pflaster.München leuchtet.


  • Moderator
Geschrieben

@MueMue:
Sicher sind die beiden Videos von Jeremy und Janosch unbestritten Teil einer Kampagne für mehr Verständnis und gegen Homophobie. Dennoch sind ihre Interviews authentisch und ehrlich, nichts ist gestellt, und genau solche Jungs die sich offen zu ihrem Schwulsein bekennen braucht es, um Berührungsängte abzubauen, und anderen Jugendlichen zu zeigen, dass Schwule eben nicht nur affektierte Tunten mit gebrochenen Handgelenken sind, denn das ist ja wohl immer noch die allgemein vorwiegende Vorstellung in den Köpfen der Unwissenden.

Ich jedenfalls würde mir wünschen dass sehr viel mehr schwule Jungs dem Beispiel von Jeremy und Janosch folgen würden. Sicherlich wird es auch immer wieder dumme Bemerkungen geben, denn Homophobie wird genausowenig gänzlich verschwinden wie die Dummheit, wobei das eine fast schon das andere bedingt, also ich zumindest kenne keinen einzigen intelligenten Homophoben. Darum geht es aber auch garnicht. Das unbestreitbar mutige Outing dieser Jungs hilft auf jeden Fall Vorurteile abzubauen, und das kann garnicht positiv genug gewertet werden.

Ein paar blöde Sprüche von irgenwelchen Dumpfbacken, - wobei ich jetzt einfach mal dreist unterstelle, dass es darunter sicher auch einige gibt die sich gezielt abfällig äussern um von ihrer eigenen Person abzulenken, - sind sicherlich für einen schwulen Jungen leichter zu verkraften, als der Leidensdruck, der durch ein geheimes Doppelleben entsteht.


Geschrieben

hallo hajo wollte dir nur mal zeigen ´, dass ich gefunden habe wie es geht.
danke für die hilfe.
lg fussi


Geschrieben

Gleichberechtigung !

Heterosexuelle Menschen sollen wie Homosexuelle Menschen behandelt werden, das wäre mein aller größter Wunsch...

Hauptsache mein liebt seinen Partner, alles andere ist egal. : )

Merkt euch diesen satz und wendet ihn immer an, so leicht kann man diesen nicht Kontern.
Wichtig ist die Einstellung und das es viele Menschen gibt die andere meinungen haben.
Aber irgendwann in einer anderen Zeit, wirds genauso normal sein wie Hetero, zumindest wünsche ich es mir.

LG ~~ Chrisi

Geschrieben

Ich erlaube mir den Hinweis, dass ein vorsichtigerer Umgang mit dem Wörtchen "normal" durchaus angebracht wäre. Denn "normal" bedeutet: der Norm gemäß. Jedoch welcher Norm? Wer stellt solche Normen auf? Kann denn Homosexualität zur Norm werden?

Nun, selbstverständlich kann sie es nicht, da eine solche (immerhin nicht völlig auszuschließende) Entwicklung das Ende des Menschengeschlechts wäre. Die Heterosexualität ist von der Natur, die immer auf Zeugung und Fortbestand ausgerichtet ist, als die überall vorherrschende Gesellungsform eingerichtet worden, und die Homosexualität ist eine - auch im Tierreich vorkommende - Abweichung: eine sexuelle Variante. Beide Formen bestehen nebeneinander und schließen einander keineswegs aus. Dies zu betonen ist schon deswegen wichtig, weil der dumpf-biologistische Ansatz, es handele sich beim "Homosexuellen" um eine besondere, körperlich abweichende Spezies, die gradweise zwischen den Geschlechtern wandelt, immer noch Gemeingut, oder besser: ein gemeines Vorurteil, ist. Der reine Homosexuelle stellt den ideal gedachten Grenzfall einer gleichgeschlechtlichen emotionalen Ausrichtung dar, und dies auch immer nur vorläufig.

Die Akzeptanz der homosexuellen Variante - also etwas ganz anderes als Normalität - ist erst dann erreicht, wenn sie nicht mehr der Rede wert ist; wenn ich mit größter Selbstverständlichkeit einen Mann oder Jungen "anflirten" kann, ohne aggressives Verhalten auszulösen; wenn sie sogar als Bereicherung des sexuellen Reizes und der sexuellen Möglichkeiten empfunden wird, so wie es ja in weiten Teilen des Fernen Ostens im Rahmen einer eher spielerischen oder bewusstseinstranszendierenden Ausdeutung des Sexuellen der Fall ist. Ob wir im Westen, der eine schwermütige, todessehnsüchtige Liebe auf der einen, eine biedere Bürgerlichkeit auf der anderen Seite bevorzugt, so weit kommen werden, ist fraglich. Wir sollten aber dahin gelangen, dass wir nicht auf Schritt und Tritt abgrenzen, unterscheiden und moralisieren müssen.

Geschrieben

da ist mir crotalus gerade zuvor gekommen. ich wollte chrisi mit seinem normal und der gleichberechtigung nämlich gerade noch sagen, dass sein beitrag mich eigentlich zu meinem papstbeitrag animiert hatte. "normal" kann homosexualizät tatsächlich nie sein, denn sie ist es einfach nicht! das hat crotalus ja schon sehr richtig erklärt. ich stell mir gerade auch mal einen zoobesuch mit der klasse früher vor: da poppen zwei affen, ein männchen und ein weibchen, alle gucken und rufen "geil!". da poppt ein affe einen anderen männlichen affen (vielleicht aus versehen keine ahnung) alle lachen sich kaputt und gröhlen. das ist eben "normal"! ich hab aber noch ne frage an chrisi: was meinst du mit dem satz "Hauptsache mein liebt seinen Partner, alles andere ist egal. : ) Merkt euch diesen satz und wendet ihn immer an, so leicht kann man diesen nicht Kontern." ja klar ist es die hauptsache, dass man seinen partner liebt und wie du richtig sagts ist das auch alles was WIRKLICH zählt! aber wieso soll man sich den satz denn merken oder wieso sagts du, dass man ihn nicht kontern kann??? willst du die liebe zu deinem partner etwa "benutzen"?! vieleicht sogar in einem streitgespräch über irgendwelche blöden "rechte" oder "gleichberechtigung"? das wäre aber grauenvoll, weil du dann deinen partner oder auch deine eigene ganz persönliche liebe (EURE Liebe) für irgendwas dummes missbraucht hättest! was geht denn das die anderen an???


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