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Sterbehilfe und ein arroganter Minister


Mi****

Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Das einzig Absolute im Leben eines Menschen ist der Tod. Niemand kann dem ausweichen. Auch ein Minister nicht, wie der aktuelle Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Der ist zwar unverdächtig, jemals zuvor sich mit Medizin und Gesundheitswesen beschäftigt zu haben, aber durch die Kungelei in der großen Koalition (kurz GroKo genannt) ist Gröhe auf seinen Ministerstuhl geschwemmt worden. Und nun versucht der ehemalige CDU-Generalsekretär und jetzige Minister, seine religiösen Anschauungen in gesetzgeberisches Regierungshandeln umzumünzen. Obwohl 70 Prozent der Bundesbürger sich für aktive Sterbehilfe aussprechen, will Gröhe ein umfassendes Verbot durchsetzen und unter Strafe stellen.

Dass todkranke Menschen, ihrem Wunsch entsprechend, ihrem Leben mit Hilfe Dritter ein Ende setzen dürfen, das will der arrogante Gesundheitsminister (vor allem "Gesundheit"!! ) nicht dulden. Dieser angeblich "christliche" Mann will Menschen leiden und qualvoll sterben lassen, nur damit er sich bei etlichen seiner konservativen Parteigenossen ein rotes Fräckchen verdienen kann. Doch jetzt muss dieser gottvergessene Ministerdarsteller mit Widerstand gegen seine inhumanen Pläne rechnen.
SPIEGEL ONLINE fasst die neuesten Entwicklungen in einem ausführlichen Artikel zusammen:

HIER LESEN

Geschrieben

@ Minotaurus Sie haben vollkommen recht. Die Motive des Ministers sehe ich allerdings ein wenig anders. Da ist wohl weniger ein Karrieredenken im Spiel , wahrscheinlicher ist, dass er in der Tat traditionellen christlichen Vorstellungen folgt (Leben als Geschenk Gottes, Leben als Leiden, Kreuz, "Nachfolge"), die einer mehrheitlich nichtchristlichen Bevölkerung nicht mehr als verpflichtend auferlegt werden sollten. Man muss allerdings auch das Standesethos der Ärzte beachten, die sich an ihren hippokratischen Eid klammern und die" Lebensretter" bleiben wollen.
Ich finde das Thema sehr wichtig und würde mich freuen, Argumente zu hören.


Geschrieben

@Nuwas. Minister Gröhe scheint weder seinem sattgefressenen Äußeren nach, noch gemessen an den diversen Aussprüchen während seiner bisherigen politischen Karriere, ein gläubiger Anhänger des Thomas a Kempis gewesen zu sein. Das hohe Ideal der "Imitatio Christi" soll der Einzelne für sich selbst verwirklichen, nicht aber anderen Menschen per Gesetz aufzwängen wollen. Ohnehin haben die persönlichen, religiös motivierten Befindlichkeiten und Ansichten eines Politikers rein gar nichts zu suchen in der Arbeit für einen säkularen Staat. Wohlweislich sind laut Grundgesetz Kirche und Staat getrennt. Und wir haben uns zu wehren gegen den Versuch, durch die Hintertür kirchlichen Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen.

Wären wir so zynisch wie Minister Gröhe, der aktive Sterbehilfe verbieten und strafbar machen will, dann wünschten wir ihm und seinen ebenso mitleidlosen Zeitgenossen, sie sollten derart schmerzengepeinigt einem sicheren Tod entgegensiechen, dass sie all ihr hohles Gewäsch vom Leiden in christlicher Demut als höhnisch-schaurige Erinnerung überkommt.
Wer jemals unmittelbar erlebt hat, wie elendes Verrecken eines Menschen durch ärztliche "Kunst" verlängert wird, der kann das Gefasel vom "Standesethos" des Arztes nur als Ausfluss besonders bösartiger Grausamheit werten. Und genau in dieselbe perverse Richtung des willentlichen Leidenlassens geht nun das Ansinnen des Gesundheitsministers ("Gesundheit"!!!) Gröhe.


Geschrieben

jedem klardenkenden menschen sollte bewußt sein, det sich een offensichtlich zu ende gehendes leben - zwar individuell, aber zumeist als een sehr qualvoller weg offenbart. insofern sollte jedem menschen det recht zur selbstbestimmung -bis zum letzten atemzug- gegeben bleiben.
wer von der sterbehilfe (ob aktiv oder passiv) gebrauch machen möchte, eben weil er dit für sich so entschieden hat, darf nich durch "gutgemeinte gesetze" daran gehindert werden! gut gemeint is nämlich immer dit gegenteil von gut!
die fast schon logische konsequenz auf det gedankenspiel des herrn gröhe, müßte eenem paradox anmutendem verbot von suizid folgen. lg flori


Geschrieben

Christliche Politiker können es heute kaum noch wagen, mit religiösen Argumenten gegen den Ruf nach Sterbehilfe anzutreten. Die meisten Leute beten nicht mehr und stehen den Kirchen fern, auch wenn sie- aus manchmal unerfindlichen Gründen- in der Kirche bleiben.
So muss man zum rhetorischen Mittel der Konsequenzmacherei greifen. Das hört sich dann so an: Mit der Zulassung der aktiven Sterbehilfe werde ein Tabu gebrochen. Öffne man diese Schleuse, müsse es unvermeidlich zum Dammbruch kommen. Die Selbsttötung werde enorm zunehmen, der Druck auf alte und kranke Menschen, endlich den Weg für die jungen freizumachen, werde unerträglich werden. Vielleicht sollte man solche Überlegungen bedenken.


Geschrieben

Beim ersten Hinsehen könnte angenommen werden, die von Gröhe und manchen anderen vorgebrachte Argumentation hätte etwas für sich, in unserer Epoche des Jugendwahns würde die Gefahr nicht ausgeschlossen werden können, dass Angehörige von Schwerkranken und hinfälligen Alten auf einen Suizid hinwirken. Wobei die Gründe für solch ausgeübten seelischen Druck in manchen Fällen sicherlich auch vorhanden sind, sei es Aussicht aufs Erbe, die Mühsal der Pflege oder auch die teils sehr hohen Kosten für Klinik oder Pflegeheim. Die böse Vokabel vom "unnützen Esser" ist manch empathielosen Angehörigen schon über die Lippen gekommen.

Nun ist es einerseits richtig, dass vor allem die Wirtschaft und die Werbung mit ihrer Betonung der Jugend leider ein Gesellschaftsbewusstsein gefördert haben, das die einstmals vorhandene Wertschätzung des Alters weitgehend schwinden ließ. Wohl hat eine der weltweit größten Werbeagenturen, die BBDO, schon vor über 15 Jahren mit Blick auf die demographische Entwicklung Europas in einer dickleibigen Studie davor gewarnt, die Jugendfixierung fortzusetzen. Gleichwohl aber wird nach wie vor - obgleich ökonomisch sehr fragwürdig - von einflussreichen TV-Machern, Modefirmen, Eventagenturen und sogenannten Lifestylemedien auf die angeblich "relevante Zielgruppe der 18 bis 49 Jährigen" abgezielt.

Andererseits sind die älteren Jahrgänge nachgewiesenermaßen ausgabefreudiger, verfügen über den höheren Vermögensanteil und haben oft auch im Berufsumfeld mehr Erfahrung, was nun inzwischen auch die Wirtschaft bei ihrer verzweifelten Suche nach Fachkräften begriffen hat und beginnt umzusteuern. Durch den medizinischen Fortschritt jedoch werden Menschen auch älter als frühere Generationen und damit krankheitsanfälliger, was nicht nur Renten- und Krankenkassen vor Probleme stellen wird, die wir uns noch gar nicht richtig ausmalen können.

Würden Gesundheitsminister Gröhe samt Parteigenossen, Kirchenführern und manchen Medizinern, statt dumm herumzuschwätzen einen Blick in die europäischen Nachbarstaaten werfen, in denen aktive Sterbehilfe erlaubt ist, dann wüssten die angeblich so Besorgten, dass jeglicher Nachweis fehlt für eine erhöhte Suizidrate schwerkranker und/oder alter Menschen. Selbstverständlich haben diese Staaten längst entsprechende wissenschaftliche Studien veranlasst, ob durch die dort erlaubte aktive Sterbehilfe die Zahl der Selbsttötungen zugenommen habe. Dem ist nicht so! Um's einmal drastisch zu formulieren: Gröhe und sein Meinungsanhang versuchen den deutschen Bürger hinter's Licht zu führen mit einer dummdreisten Argumentation, der jegliche Beweiskraft fehlt.


Geschrieben

Es regt sich Widerstand gegen die geplante Neuregelung der Gesetze zur Sterbehilfe,wie Gröhe sie fordert.Seine Pläne haben die gesellschaftliche Debatte neu entfacht.Nun haben die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben,die Giordano -Bruno-Sstiftung-der humanistische Verband Deutschland und die Humanistische Union sowie drei weitere Organisationen eine gemeinsame Erklärung gegen die Unionspläne vorgelegt.
Sie sprechen sich darin klar für einen Beibehalt des rechtlichen Statusquo in Bezug auf die Beihilfe zum Suizid aus.Derzeit regelt das Strafrecht,unter welchen Bedingungen Sterbhilfe straffrei bleibt.Aktive Sterbhilfe,bei der jemand einen Sterbewilligen auf Verlangen tötet,gehört nicht dazu.Eine Übersicht zu den einzelnen Formen der Sterbehilfe findet ihr bei Spiegel Online.Gröhe und einer Gruppe von Unionsabgeordneten geht die Einschränkung aber nicht weit genug.Der Bundesminister hält die derzeitige Rechtsslage,welche die Hilfe zum Suizid straffrei stellt,für einen Missstand.Der,so der CDU-Abgeordnete Hüppe,ermöglicht eine organisierte geschäftsmäßige und selbstsüchtige Förderung des Suizids.und schließt die Tätigkeit von Vereinen wie Dignitas oder Sterbhilfe Deutschland mit ein..Im Spiegel sagte Gröhe:" Es darf nicht sein,dass Selbsttötung gleichsam als Behandlungsvariante neben anderen angeboten wird "


Geschrieben

Meine Erfahrungen in dieser Sache sind ähnlich wie die von Minotaurus. Ich habe bei mehreren Verwandten erlebt, dass die Ärzte nicht in der Lage waren, Schmerzen zu lindern. Besonders katastrophal ist wohl das Endstadium einer Parkinson-Erkrankung. Ich selbst würde mir auch nicht wünschen, am Ende meines Lebens in die Hände von "Sterbebegleitern" und "Ruhigstellern" zu fallen. Dann schon eher ein Ende, das man selbst bestimmt.
Sehr oft wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Organisation von Sterbehilfe ein "Geschäft" sei. Weit mehr "Geschäft" ist aber der Ausbau des Hospizwesens.
Der Selbsterhaltungstrieb ist der stärkste aller Triebe, mächtiger sogar als der Sexualtrieb. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen in Massen Selbsttötung praktizieren, wenn ihnen legale Hilfsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. In einer freien Gesellschaft dürfen religiös und weltanschaulich bedingte Überzeugungen nicht die Richtschnur für alle sein. Vor allem aber dürfen solche Überzeugungen nicht ihren wahren Charakter maskieren, indem sie Argumente vortragen, die für sie eigentlich zweitrangig sind.


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