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Kohl darf nur nach Mitternacht sprechen


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Ich sehe soeben das wunderbar selbstkritische und menschliiche Interview des ehemaligen Kanzlers Kohl, das leider erst nach Mitternacht in der ARD gesendet wurde..
Heute in der Nacht könnt ihr (vielleicht nach dem Länderspiel) den zweiten Teil sehen.


Geschrieben

ich will den alten dummschwätzer und schwarzgeldbaron ganz bestimmt nicht sehen!


Geschrieben

Selbstkritisch? Versprechen gegenüber anonymen Bonzen ist wichtiger und selbstverständlich in Ordnung als der Amtseid gegenüber der Republik, keinerlei Reue, aus purem Machterhalt und Angst vor Wahlverlusten, selbst geschaffene Gesetze zu brechen, kein Wort zu Geißler, kein Wort zu Blüm, zu Leissler-Kiep (wer glaubt, dass soche Leute ohne Kohl etwas unternehmen durften?), Schäuble! Nein, dieser Bimbes-Altkanzler ist selbgerecht, nicht selbstkritisch. Aus gutem Grunde ist er nach seiner Schwarzkassen-Verwalter-Kanzlerschaft auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Welch kleingeistiger jammernder Biedermann, vergleicht man ihn mit Staatsmännern wie Helmut Schmidt, Adenauer, Weizsäcker


Geschrieben

Ich habe es mir zum Teil angesehen, war aber nicht lange auszuhalten.
Seine Aussprache lässt nach wie vor zu wünschen übrig, kam mir so vor,
als sei es noch schlimmer geworden. Bei Stoiber hätte man den Text eingeblendet.


Geschrieben

Ist das für Menschen, die kein Fernsehgerät besitzen, auch als Online-Video abrufbar?

Ich habe einen Kollegen, der ein großer Bewunderer Kohls ist, und würde gerne verstehen, woher das rührt.
In puncto Politiker und Selbstkritikfähigkeit bin ich stark skeptisch und evtl. sogar voreingenommen.Ich lasse mich bedingt auch auf Gegenbeweise ein.


Geschrieben

Kohl hat auch im Alter nichts hinzu gelernt. Die "Deutsche Einheit" wurde ihm dank Gorbatschow in den Schoß gelegt. Er vollbrachte das, was Adenauer seinerzeit verhindert hatte. Kohl steht für auch für einen Sozialabbau, den Schröder konsequent und verstärkt weiter betrieben hat.


Geschrieben

Mir war schon bewusst, dass ich mit dem Hinweis auf das Interview provoziere. Natürlich hat auch niemand den Hinweis darauf aufgenommen, dass das Interview erst zu so später Stunde ausgestrahlt wurde. Das scheint wohl normal, den Gegner muss man möglichst nicht zu Wort kommen lassen- in den öffentlich-rechtlichen Sendern mit ihrer feinen Neutralität. Am Abend haben wir ja auch so viele geistige Größen zur Verfügung, dass der Kanzler der deutschen Einheit kein Plätzchen beanspruchen kann.
Wir alle reagieren unterschiedlich auf Aussprache und Dialekt. Einige mögen das Pfälzische nicht, für mich ist es "authentisch". Dagegen hatte ich was gegen den Kirchentagsstil von Weizsäckers und das Pastorsgehabe des gegenwärtigen Medienstars auf dem Präsidentenstuhl. So hat jeder seinen Geschmack. - Ich glaube auch nicht, dass Kohl die deutsche Einheit " in den Schoß gelegt wurde".. Allein schon nicht aus dem selbstverständlichen Grunde, dass diese Einheit auch im Westen niemand wollte. Da bedurfte es schon eines ungewöhnlichen diplomatischen Geschicks.


Geschrieben

Nein,die Einheit wurde ihm nicht in den Schoß gelegt,man mußte ihn dazu tragen." Der Kanzler der deutschen Einheit" hat mit seiner geistigen Größe der Nation den einprägsamen Satz hinterlassen: " Entscheidend ist,was hinten rauskommt ".


Geschrieben

@fellatio Du hast recht, auch die Politiker von CDU / CSU hatten keine Pläne zur Herstellung der deutschen Einheit in den Schubladen. Aber zur Einheit tragen musste man die Linken, und sie strampelten heftig dabei.- Inzwischen hat man dort jeglichen Enthusiasmus für diese Idee verloren. Alle Kräfte steckt man in andere "Projekte"- Kohl war immer das Objekt hämischer Angriffe. Meist beschränkte sich die geistige Auseinandersetzung mit ihm auf dein "hinten heraus" -Zitat, auf die "blühenden Landschaften" und "die Gnade der späten Geburt.". Er ließ sich nicht verbiegen und verweigerte auch (eine Todsünde) dem SPIEGEL Interviews. Die Geschichte wird gerechter richten.

Geschrieben

Ich habe mir gestern beide Teile des Interviews (nebenbei) angesehen und angehört. Es stammt von 2003, als seine Abwahl, der Spendenskandal und der Suizid seiner Frau noch nicht allzu lange zurück lagen. Vor diesem Hintergrund wirkt Kohl in dem Gespräch recht ausgeglichen und offen. Seine treuherzig-bodenständige Art machte ihn bekanntlich immer wieder zum Ziel kabarettistischer Einlagen und boshafter Karikaturen, begründete aber auch seine Unterschätzung. In der Tat war Kohl acht Jahre lang ein farbloser Kanzler, dessen die eigene Partei rasch überdrüssig wurde und der wohl 1990 sang- und klanglos abgewählt worden wäre, wenn ihm nicht die "Wende" in der DDR unerwartet eine historische Aufgabe gestellt hätte: quasi die Revision der deutschen Nachkriegsgeschichte. Und diese meisterte er mit erstaunlichem Geschick, wie er überhaupt in der zweiten Hälfte seiner Kanzlerschaft ein außenpolitisches Profil entwickelte, das ihm niemand zugetraut hatte; die Gunst der Stunde wird einem zwar gewährt, man muss sie aber auch zu nutzen wissen, und das tat Kohl. Ich war damals über das Tempo der "feindlichen Übernahme" (denn so sah ich die Vereinigung), die "Demontage" und "Abwicklung" der DDR nachgerade entsetzt; auch fühlte ich mich durch Kohl als ersten bundesdeutschen Kanzler schlecht repräsentiert. Ich vermisste an ihm ein intellektuelles Profil, über das allerdings ein Honecker noch weniger verfügt hatte. Aber dieses ist einem Staatsmann, der Entscheidungen treffen und nicht nur über sie räsonieren soll, billigerweise nicht abzuverlangen - wie ich eben heute weiß.


Geschrieben

Sehr schön gesagt. Es wäre sehr kleinlich gedacht, wollte ich jetzt mit dir noch über Kohls Politik in den Achtzigern streiten. Da müsste man auf die Rolle der FDP eingehen, aber mehr noch auf den fuchsschlauen Wendehals Geißler, den jovial-gefährlichen Blüm, auf das Cleverle Späth und die ach so süße Rita. . Am Kamin in Schloss Bellevue hockten seine Gegner, beraten vom Bundespräsidenten. Sie alle hatte Kohl gefördert.


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