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Die Barbiere sind wieder da


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Beim Bummel durch die Stadt traute ich meinen Augeen nicht: Eine Fassade wie aus einem alten Film--ein Barbershop seeligen Andenkens--mit einem klaren Hinweis in schnörkelschrift im Fenster : Nur für Herren. Ich konnte meine Neugier nicht zügeln und betrat das Geschäft.
Mittelpunkt zwei schwarze Lederstühle mit verchromten Armlehnen,hier schneidet der Barbier seinen Kunden die Haare--und Bärte. Ein ausgestopfter Fasan über der Eingangstür,und in der verglasten Kassentheke stapeln sich bunte Dosen mit Haarwachs,Pomade oder Rasiecreme,das Telefon hängt an der Wand und hat eine Wählscheibe. Für Frauen gibt es hier nichts.Der Raum ist schätzungsweise 25 qm groß Ich bin eben auf Männerfrisuren und Bärte spezialisiert ,sagt der tätowierte Barbier.An der Wand ein Diplom eines kürzlich gewonnen Wettbewerbs um den "German Barber Award" .Statt Prosecco gibt es hier Bier und Whiskey..Im Gespräch mit dem Künstler
erfuhr ich Wissenswertes. Klassische Fertigkeiten des Barber-Handwerks sind etwa die Nassrasur mit dem Messer,der klassische Kurzhaarschnitt oder das Formen des Bartes.Es soll schon rund 300 solcher Läden in Deiutschland geben,Tendenz steigend. Gerade junge Männer legten zunehmend Wert auf einen gepflegten Kurzhaarschnitt und einen schönen Bart.
Wir haben heute in Deutschland eine größere kulturelle Vielfalt als noch vor einigen Jahren. Anders als in Deutschland war der Barber in der Türkei und Italien nie verschwunden. Die Kinder der Einwanderer würden solche Läden führen.Auch das habe dazu beigetragen,das hippe Barbersshops wie Pilze aus dem Boden schießen.
Erfahren habe ich auch,dass sich Männer kunstvoll ihre Bärte in Form bringen lassen und Kurzhaarschnitte aus den 1950er Jahren mögen.das habe aber noch einen anderen Grund,vermutet mein Barbier. Die Rollenmodelle von Frau und Mann gleichen sich in vielen Bereichen zunehmend an..Das bewirkt anderererseits eine Rückkehr zu klaren--wenn auch vor allem äußerlich sichtbaren Erkennungszeichen der eigenen Identität.
Insofern hätten Bart,Naßrasur, und Kurzhaarschnitt nicht nur ästhetische Bedeutung,sondern auch gesellschaftliche. Abgesehen davon,dass die oft individuell eingerichteten Läden den hektischen Alltag außen vor ließen und den Kunden ein besonderes Lebensgefühl vermittelten.


Geschrieben

Ein richtig feiner Beitrag da moecht ich schon beinahe fragen wo ist der naechste in meiner näh raum Franjfurt main


Geschrieben

Diese Kultur kenne ich eigentlich aus Canada bzw. den USA, wo das auch nicht gänzlich verschwunden war, besonders auch bei den Farbigen und Lationos oder im Italy-Viertel, Asia-Viertel mancher Großstädte.

Man geht oft sogar nur auf ein Schwätzchen da hin, oder weil sich noch andere da aufhalten, Tee oder Kaffee trinken und plaudern, es ist eine angenehme Atmosphäre und ja, Hektik und Stress dürfen mal draußen bleiben, der Barbier arbeitet in einer eingeübten Geschwindigkeit, trödelt und hetzt nicht, und hat ein Ohr für dies und das.

Vielleicht ist so ja diese scherzstichige Frage entstanden, ob man keinen Frisör hätte, dem man dies und jenes erzählen könnte, und gemeint ist eigentlich der gemütliche Barbier.

Würden die auch Dreadlocks und längere Bärte hinkriegen, möchte man ja mal rein schauen

Schöner Artikel, in der Tat.


Geschrieben

Daniel--in Frankfurt/M gibt es in der Schillerpassage Torretos Barbershop der klassischen Art --
und Julie s Barbershop --


Geschrieben

Das ist ein tollter Beitrag und auch wenn ich ja nunmal kein Mann bin ... ich freue mich, wenn es solche Shops (wieder) gibt, sollte ich einen in Berlin finden, werde ich meinen Mann hinschicken


Geschrieben

deutschland gilt ja leider als service wüste---in einigen bereichen wird es durch das internet noch verstärkt und das persönliche verschwindet---es ist gut, wenn so etwas wie der barbiere wieder neu belebt wird---nun muß man abwarten ob ein solcher service auch angenommen wird


Geschrieben

Ja das stimmt tanne, es bleibt abzuwarten .. aber ich glaube, es wird bestehen und angenommen werden ... ich hoffe es sehr


Geschrieben

Nach meinen Informationen muß man sich in diesen Barbershops anmelden,ohne Termin geht garnichts. Sie sind ein voller Erfolg.und setzen ein Zeichen für Individualität....


Geschrieben

das könnte sich mal ins nachteil verkehren---viele wollen zum arbeits beginn rasiert sein,da nützt dann ein termin am nachmittag oft nix mehr-----ob sich so etwas halten kann ,wird daran liegen ob läden die spitzenzeiten abdecken können


Geschrieben

Die Termine sind aber auch ein Hinweis drauf, dass die Zeit begrenzt ist, und es gut angenommen wurde, bzw. die Beschäftigung mit dem einzelnen Kunden ernstgenommen wird.

Wie das auch Übersee gewöhnlich ist, er drängt nicht, er trödelt nicht und das Gespräch während der Arbeit ist höchst angenehm. An feste Termine erinnere ich mich nicht, es waren eigentlich immer so 5 -8 Leute gleichzeitig dort. Einige nur wegen der Geselligkeit.


Geschrieben

hab da immer die szen aus dem "großen diktator"im kopf,wo charlie nach den ungarischen tanz von brahms rasiert,die kasse klingeln lässt und das geld in die brusttasche steckt


Geschrieben

Shavette.JPG

HIV Gefahr Rasierer? und was passiert wenn es doch mal blutet?
Geschrieben

@Dreibeiner , eigentlich wird ein Rasiermesser vor der Rasur sehr heiß abgewaschen, damit ist eine Infektion (fast) ausgeschlossen und, es gibt Desinfektionsmittel, die (fast) in jedem Klo angebracht sind, somit sicherlich auch in einem feinen Barbiershop...
In HH und Berlin rund um den Bahnhof schon ständig vertreten...Der Geschäftsmann nutzt die Zeiten zwischen den Zügen, um gut auszusehen

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