Mike und ich/Teil 97

Mai 5

Langsam wurde Marc wach und musste sich erst orientieren, wo er war. „Das Gästezimmer von Mike und Tom,“ kam es ihm in den Sinn und während er sich räkelte, stieg ihm trotz geschlossener Tür Kaffeeduft in die Nase. Er zog sich sein T-Shirt über und zog seine Boxershort an. Barfuss machte er sich auf den Weg.

Ich hatte die Kaffeemaschine in Betrieb genommen und war gerade dabei, den Tisch zu decken, als Marc mit leicht verknauschtem Gesicht im Türrahmen erschien und mit einem:“ Moin Tom, Kaffee schon fertig?“ in die Küche kam.

„Ist das nicht zu kalt? So mit nackten Füßen? Und werden deine Kronjuwelen nicht auch frieren?“

„Nö, bin es gewohnt barfuss oder auf Socken in der Wohnung rumzulaufen. Alles gut. Und das Andere?“

Grinsend antwortete ich:“ Na ja, entweder sind die Beine deiner Boxer zu kurz oder dein bestes Stück ziemlich lang, weil die Eichel halb rausguckt.“

„Oh shit, sorry. Bin gleich wieder da.“ Mit hochrotem Kopf eilte er aus der Küche, um kurze Zeit später mit einer Sporthose bekleidet auf der Bildfläche zu erscheinen.

„Schläft Mike noch?“

„Nein, er ist zum Bäcker, um Brötchen zu holen.“

Wie aufs Stichwort öffnete sich die Wohnungstür. „Bin wieder daaaaaaaaaaaaaaa.“ Die Geräusche „Plock, plock,“ signalisieren mir, dass Mike seine Baskets von den Füßen gestreift hatte und nun irgendwo im Flur herum standen. Eine Angewohnheit, die ich zu akzeptieren gelernt hatte. Und obwohl gar nicht mehr in, konnte sich Mike nicht von seinen weißen Tennissocken trennen, auf denen er mit schnellem Schritt in die Küche kam, die Brötchentüte mitten auf den Tisch platzierte und mit strahlenden Augen fragte:“ Ist der Kaffee schon ready, Hase?“

Er war dicht hinter mich getreten, hatte seine Arme um mich gelegt, sich an mich gepresst und mir dabei einen Kuss auf den Hals gegeben.

Als er seinen Unterleib gegen meine Hintern rieb, bemerkte ich, dass er unter seiner Adidas Schnellfickhose natürlich wie immer nichts trug.

„Hi Marc, auch schon von der Matratze gerobbt?“

„Wie du siehst,“ antwortete Marc fast mechanisch, weil er auf die große Bulge in Mikes Hose starrte.

Mike wurde es auch bewusst und er beeilte sich hinzusetzen.

Mit den Worten:“ So Kaffee im Anmarsch. Setzt dich Marc,“ platzierte ich die Isokanne mitten auf den Tisch.

Marc erzählte uns von seinem Studium

„Du bist doch bestimmt aufgeregt, wenn du nachher meine Eltern kennen lernst. Sind ja deine Großeltern. Dann hast du jetzt zwei Großelternpaare. Oh, tut mir leid, dein anderer Opa ist ja leider gestorben.“ Mike war anzusehen, dass ihm das Ausgesprochen wirklich leid tat.

„ Alles gut, Mike, mach dir keinen Kopf. Ja, mein Opa ist gestorben, aber , wie soll ich es sagen, er war zwar mein Opa, aber nicht der Vater meiner Mutter. Hört sich komisch an, nicht wahr?“

„Och, es gibt soviel verschiedene Dinge zwischen Himmel und Erde. Da ist das nichts Außergewöhnliches. Kennst du den Vater deiner Mutter?“ fragte ich Marc.

„Nein, deswegen bin ich auch hier in der Stadt, nicht nur wegen Marvin, meines Vaters, sondern auch wegen des Vaters meiner Mutter, also meines anderen Opas. Meine Oma ist als Studentin hier an der Uni gewesen und hatte da jemanden gehabt, mit dem sie zusammen war. Ein Sohn aus so genanntem guten Hause und seine Eltern waren strikt gegen diese Verbindung. Und dann wurde meine Oma eines Tages schwanger. Sie erzählte ihrem damaligen Freund nichts davon, brach ihr Studium ab und verschwand klammheimlich zu ihren Eltern. Da sie ihm nie genau gesagt hatte, woher sie ursprünglich kommt, konnte sie ihr Freund nicht ausfindig machen. Ist schon ein wenig schräg, wenn meine Oma und meine Mutter genau das Gleiche gemacht haben, als sie schwanger geworden sind. Meine Oma hat gemeint, wenn ich meinen Vater finden möchte, ob ich auch an meinem richtigen Großvater interessiert sei. Klar, habe ich zu ihr gesagt. Würde mich schon interessieren, was das für ein Mensch ist, der gar nicht weiß, dass ein Kind von ihm existiert.“

„Hast du denn auch Angaben zu diesem Mann?“ fragte Mike.

„Ja, einen Namen habe ich und ich habe auch im Netz nach ihm gesucht. Und auch gefunden, wo er arbeitet. Und ja, Mike, du müsstest ihn kennen. Er arbeitet bei der gleichen Wohnungsbaugesellschaft, die zu der Stiftung gehört, die du leitest.“

„Och, das gibt es doch nicht. Wie heißt er denn?“

„Heinz Kompa.“

Als Marc den Namen ausgesprochen hatte, ruckten Mikes und mein Kopf in seine Richtung und wir starrten ihn an, wie ein Wesen aus einer anderen Welt.

„ Was ist los? Warum starrt ihr mich so an?“

„Du, Marc, das ist eine längere Geschichte. Gleich nach dem Frühstück gehst du am Besten mit Mike ins Wohnzimmer und er erzählt dir in Ruhe die ganze Geschichte, nicht wahr, Mike?“

Und so kam es dann auch. Mike und Marc verzogen sich ins Wohnzimmer und Mike erzählte Marc die Geschichte, warum er und Heinz Kompa, auch bekannt als Gran Canaria-Heinz, sich kannten.