Sex and the City hat es gefeiert, der Vatikan geächtet, meine Generation weiß nicht so recht, was sie von ihm halten soll, dem schwulen Sexleben. Wer kein Millennial ist und das Wort “schwul” hört, hat nicht unbedingt das Bild der glücklichen Reihenhausfamilie mit ihren zwei Kindern und dem allzeit frisch gemähtem Rasen im Kopf. Vielmehr gibt es da den Stereotypen des schwulen Mannes, der sich spät nachts noch in den Großstadtclubs oder Online herumtreibt, auf der Suche nach dem schnellen, unverbindlichen Sex.
Ja, dieser Typ schwuler Mann existiert – und das ist auch völlig okay. Tatsächlich ist es genau dieser stereotypische Lebensentwurf, den meine Mutter sofort im Kopf hatte, als ich mich mit 15 Jahren bei ihr geoutet habe: Bloß keine feste Bindung, lieber das aufregend Kurzweilige, und vor allem: Viel Sex. Nur bin ich aber Teil dieser nervigen Generation Y, die zwar alles in Frage stellt, selbst aber überhaupt nichts weiß: Vor allem nicht, was ein stereotypes schwules Leben heutzutage eigentlich ist. Haben denn schwule Männer wirklich so viel mehr Sex als Heteros? Das ist tatsächlich eine Frage, die sich auch zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund um den Globus gestellt haben: Wie sieht es denn aus mit dem Sexleben schwuler Männer?
Wollen schwule Männer einfach immer nur Sex, Sex, Sex? 👀
Eine der bekannteren Studien entstand 2016 in der Schweiz: Knapp 30.000 Menschen nahmen an der Umfrage zu ihrem Sexleben Teil, unter ihnen auch zahlreiche schwule Männer. Interessant dabei: Homosexuelle Männer kamen im Schnitt zum Zeitpunkt der Befragung auf 14,7 Sexualpartner. Zum Vergleich: Bei bisexuellen Männern waren es im Schnitt 11,3 Partnerinnen oder Partner, bei hereosexuellen Männern 6,9 Partnerinnen. Dabei liegen schwule Männer also klar über den Durschnitt. Nur die bisexuellen Frauen machen ihnen mit durchschnittlich 13,5 Partnerinnen und Partnern Konkurrenz. Gründe, warum schwule Männer mehr als doppelt so viele Sexualpartner haben könnten als Heteros gibt es aber genug: Online-Plattformen machen schnellen Sex so leicht wie noch nie, die queer culture ist auf die Sexualisierung ihrer Mitglieder ausgelegt – wie man das findet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
Zwar sehen die Zahlen erst mal nach einem klaren Beweis dafür aus, dass schwule Männer mehr als doppelt so viele Sexualpartner haben als Heteros – ganz so einfach ist es aber leider nicht. Denn bei der Ehrlichkeit der Teilnehmenden in puncto Sexualpartnerinnen und -partner hapert es oft: Während Männer eher übertreiben, verschweigen Frauen die ein oder andere Bettgeschichte eher. Und: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten natürlich nur Auskunft über ihren aktuellen Stand an Partnern geben. Trotzdem fiel in der Studie auf, dass ältere Generationen früher sexuell aktiver waren, als Millennials oder die Generation Y. Die neue Jugend ist anscheinend viel frigider als frühere Generationen es waren.
Ob jung oder alt: Es will doch eigentlich jeder Sex haben, oder? 😜
Die eine Antwort, ob schwule Männer wirklich mehr Sex haben als Heteros, gibt es also nicht. Aber Serien wie Sex and the City oder homophobe Hetze aus dem Vatikan tragen weiterhin dazu bei, dass dieses Klischee erhalten bleibt – auch, wenn das in der Generation Y vielleicht gar nicht mehr der Fall ist. Letztendlich ist es natürlich komplett egal, ob du den schnellen Sex mit Fremden oder das perfekte Familienleben mit akkurat gemähtem Rasen suchst: Heutzutage ist nämlich glücklicherweise alles möglich.
Was denkst du? Haben schwule Männer tatsächlich mehr Sex als Heteros? Und was könnten die Gründe dafür sein? Teile uns deine Gedanken in den Kommentaren mit.
Coverbild © Noel Alejandro
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