Nick98 Geschrieben August 27 Mein bester Freund hat sich als Transsexuell geoutet, das war vor einem Jahr. Seit ein paar Tagen lebt sie quasi offiziell als Frau, kleidet und schminkt sich entsprechend. Hormone oder eine geschlechtsanpassende Operation seien aktuell nicht geplant. Für alle die ihre Backgroundstory nicht kennen, wirkt sie daher einfach wie ein Typ der Makeup trägt. Das ganze Coming Out muss wahnsinnig viel Mut gekostet haben und ich bin sehr stolz auf sie, dass sie diesen Schritt gewagt hat. Ich komme damit im Moment aber noch überhaupt nicht klar. Für mich ging das alles viel zu schnell. "Er" ist in den 17 Jahren in denen ich sie kenne, nie sonderlich feminin aufgefallen, weder vom Charakter, noch den Interessen her. Dieses plötzliche Coming Out aus dem Nichts hat daher ihre Eltern, Freundeskreis und mich sehr überrumpelt. Anstelle sich langsam ans "Frau-Sein" heranzutasten und dies Schrittweise auszuprobieren, hat sie sich dafür entschieden, ihre Lebensweise vom einten Tag auf den anderen um 180 Grad zu drehen - dass sie damit ihrem Umfeld, welches noch nicht die Zeit hatte sich mit der Situation zu befassen, extrem vor den Kopf stösst, ist ihr nicht bewusst - "es ändere sich für uns ja nicht viel". Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, mich mit ihr öffentlich zu zeigen. Die wenigen Male wo wir dies ausprobiert haben, haben für mich in Panikattacken geendet. Ich spüre die Blicke der vorbeigehenden Leute auf uns, höre das Gelächter und Getuschel hinter meinem Rücken. Und obwohl ich weiss, dass dies nicht gegen mich gerichtet ist, könnte ich im Boden versinken. Ich mache mir zu viele Gedanken darüber, was andere über mich denken. Auch seit mir damals am Bahnhof eine Gruppe Jugendlicher "Schwuchtel" nachgerufen haben, konnte ich die Hand meines damaligen Freundes nicht mehr in der Öffentlichkeit halten - zu gross war die Angst zur Zielscheibe zu werden. Dies ist daher wohl eher ein allgemeines Problem, welches ich mit mir selber habe und hat nicht unbedingt alleine mit der Transsexualität meines besten Freundes zu tun. Gerne würde ich mit ihr über meine Ängste sprechen - ich fühle mich aber extrem schuldig und egoistisch dabei. Es hat sie so viel Mut gekostet, diesen Schritt zu gehen - da will ich ihr nicht in den Rücken fallen und mich und meine Probleme ins Zentrum stellen. Ich möchte eigentlich nur ein bester Freund sein und sie auf ihrem Weg unterstützen. Doch meine Ängste lassen das nicht zu. War jemand in einer ähnlichen Lage? Wie kann ich diese Sache besser angehen?
jensxp Geschrieben August 28 So abgedroschen es klingt: die Zeit dürfte helfen. Zum einen hilft sie ihr, sich in ihre neue Identität hineinzufinden, einen Stil, der passend zu ihrem Typ ist, die richtige Kleidung, das richtige Makeup, die richtige Frisur etc. Und dem Umfeld, sich daran zu gewöhnen. Es werden viele kleine Schritte sein, aber es sind Schritte. Ich kenne sie natürlich nicht, von daher kann ich da nichts konkretes raten. Ich finde deinen vorletzten Abschnitt aber ziemlich gut. "Gerne würde ich mit ihr über meine Ängste sprechen..." Da sagst Du eigentlich tolle Sachen. Was, wenn du ihr das genau so sagst?
Rico1977 Geschrieben August 28 Ok na und , ok die erste Zeit ist die Umstellung, aber man gewöhnt sich an den neuen Namen 🤷♂️was solls
gaymalets Geschrieben August 29 Lass ihr Zeit, sich erstmal in ihrer Identität zu finden. Sie wird sich bestimmt noch weiter entwickeln, aber ihr Charakter, also die Grundlage für eure Freundschaft wird bleiben. Als guter Freund wird sie dir bestimmt auch ihre Probleme damit anvertrauen. Schenke ihr dein offenes Ohr und frage einfach alles was du nicht verstehst nach.. Deine Fragen können ihr auch helfen sich selbst zu reflektieren.
YoshiSiam Geschrieben August 29 Der Freund ist doch kein anderer Mensch, er ist doch nur in seiner Erscheinung veraendert. Wenn es eine wahre Freundschaft ist, denn gewoehnt ihr euch an die neue Situation leicht. Allerdings liest es sich fuer mich eher so, als wuerde es sich den TE selbst handeln. Sollte das der Fall sein, denn bitte akzeptiere dich, wie du bist.
Gerard-6610 Geschrieben August 30 Wie der "alte Fritz" schon sagte:"ein jeder möge nach seiner Fasson selig werden ". Ich m masse mir nicht das Recht an andere zu verurteilen
Inaktives Mitglied Geschrieben August 30 Es ist wirklich sehr traurig, was ihr, Du und sie, Dein bester Freund der diesen Weg gegangen ist alles miterleben müßt. Es tut mir sogar seh weh und fühle mit Euch mit! YoshiSiam hat es auf den Punkt gebracht und ich stimme dem voll zu und sehe es genauso. Er hat es so schön geschrieben und ich hoffe, daß Du es annimst und es Dir eine große Hilfe ist. Dir alles Gute! Euch Beiden alles Gute!
Vvv Geschrieben August 30 Dann sei doch jetzt für dein Freund da. Und er ist dann auch für dich da, vielleicht kann er dir ja auch helfen
