"Bist du irre? Etwa gleich hier und jetzt?" Teil I

[NürnbergGay]

 

Innen kaum hörbar, dröhnten draußen die Triebwerke. Die Kabine des A320 war gut gefüllt, und alle Passagiere hatten dasselbe Ziel, den Flughafen von Luxor. Viele Familien mit Kindern saßen mit uns im Flieger. Kein Wunder, in Frankreich waren Ferien und die meisten wollten dem Schmuddelwetter entfliehen, welches sich schon seit Tagen über Europa breit gemacht hatte. Michele hatte seine Hand auf meinem Schenkel und seinen Kopf an meiner Schulter. In etwas mehr als vier Stunden, würde uns der Flieger wieder ausspucken und in die Hitze des afrikanischen Kontinents entlassen. Erst vor einer halben Stunde waren wir in Paris in das Flugzeug gestiegen, in Paris war es eiskalt und es hatte geschneit. Ein krasser Gegensatz würde uns nun erwarten. Ich hatte meine Augen geschlossen, lauschte dem Geräuschpegel im Flugzeug und ließ meinen Gedanken freien Lauf: 'Wenn man mal sieht, ich hatte Michele erst vor zwei Jahren auf meinem Roadtrip mit dem Wohnmobil durch halb Europa kennengelernt, war acht Monate danach bei ihm in Lyon zu Besuch, und erneut ein halbes Jahr später, besuchte er mich in Nürnberg. Und nun sitzen wir zusammen in ein und demselben Flieger und werden einen längeren Urlaub in trauter Zweisamkeit erleben. Inzwischen war es amtlich, wir hatten uns unsterblich ineinander verliebt. Wir führten eine Art Fernbeziehung, vertrauten einander, daß keiner irgendwie fremd geht oder sonstigen Unsinn anstellt. Auch machte es Michele gar nichts mehr aus, daß ich schon etliche Jahre älter bin, als er. Er sagte immer, Alter ist doch nur eine Zahl, nur der Charakter zählt. Und ein guter Charakter macht einen Menschen zu einen guten Partner. So sehe ich das übrigens auch. Ich hatte jeglichen Kontakt zu Pitti abgebrochen, er war jetzt mit seinem Ken zusammen, und ich konzentrierte mich voll und ganz auf meine große Liebe aus Lyon. Wir schrieben mehrmals am Tag miteinander und ich freute mich immer auf den Abend. Fast wie ein kleines Kind, reagierte ich jedesmal, wenn ich Micheles Nummer auf meinem Handy sah, weil er mich über Video per WhatsApp anrufen wollte. Und das passierte täglich. Auch wenn es manchmal nur kurze Gespräche waren, ich war so aufgeregt und jedesmal auf's neue erfreut, sein hübsches Gesicht auf dem Display zu sehen und endlich wieder seine sanfte Stimme zu hören. Doof nur, daß er immernoch in Frankreich lebte und ich in Deutschland wohnte. Vor einigen Wochen machte er mir überraschend einen Vorschlag. Er hätte im März zwei Wochen frei und fragte mich deshalb, ob wir nicht mal zusammen einen längeren Urlaub machen könnten. Natürlich war ich von dieser Idee hellauf begeistert und fragte ihn sofort, welches Reiseziel ihm dabei vorschwebt. Er meinte nur, daß ihm das eigendlich total egal wäre, Hauptsache wir sind zusammen. Zusammen und sehr weit weg von irgend welchen Typen wie Marcel, Etienne, Pitti, Patrick, oder wie sie alle hießen, die uns immer irgendwie unverhofft in die Quere kamen. Er wollte nur mit mir diese Zeit genießen. Endlich wieder körperliche Nähe spüren, den Atem des anderen an seinem Hals oder an sonstwelchen Teilen des Körpers fühlen, sich gegenseitig anfassen und  umarmen, sich zärtlich küssen und auch endlich mal wieder miteinander sexuelle Befriedigung erleben. Denn das letzte Mal, das wir dieses Erlebnis hatten, war in der Vorweihnachtszeit des letzten Jahres, als Michele mich besucht hatte und wir von unserem Kurztrip aus Prag zurückgekommen sind. Ein Tag später mußte er dann aber auch schon wieder abreisen. Daran mußte er immer denken, und er hatte mich mehr vermisst, als ich mir überhaupt vorstellen könnte. So behauptete er jedenfalls immer, wenn er mit mir telefonierte. Ich glaube, das könnte ich toppen. Denn es verging kaum eine Stunde, in der ich nicht an meinen geilen, französischen Freund denken muss. Mir fiel ein, daß ich vor Jahren schon mal in Ägypten war und dort eine Flusskreuzfahrt auf dem Nil gemacht hatte, mit anschließenden Badeaufenthalt in Hurghada. Nur war ich damals allein unterwegs gewesen und könnte mir jetzt gut vorstellen, dieselbe Reise noch einmal zu machen. Diesmal aber zusammen mit meinem süßen Liebling. Also unterbreitete ich ihm einen Tag später diesen Vorschlag. Michele war sofort Feuer und Flamme und fragte mich, ob ich mich gleich um die Reiseformalitäten kümmern könnte. Er wüsste nicht, wie er das hätte anstellen sollen. Schon Stunden später, saß ich bei meinem Reisedealer im Büro am Flughafen, bei dem ich jedes Jahr meinen Urlaub buche und fragte nach einer günstigen, jedoch guten Connection. Am Ende der Recherche, kamen zehn Reisetage dabei heraus, zu einem zwar hohen, aber doch annehmbaren Preis. Sieben Tage Flusskreuzfahrt auf dem Nil mit Vollpension auf dem Schiff und anschließend drei Tage im Resort *Desert Rose* mit All Inklusive Verpflegung. Abflug wäre allerdings in Paris, Ankunft bei Rückflug aber in Lyon. Natürlich rief ich noch aus dem Büro des Reiseagenten bei Michele an und fragte, ob er damit einverstanden sei. Ich ließ mir seine Daten geben, die für die ich für die Buchung brauchte. Ich kannte bis jetzt ja nur seinen vollen Namen. Weder das genaue Geburtsdatum, ich wusste nur, es ist der 18. Juni, aber nicht das genaue Jahr, noch die genaue Adresse, hatte ich auf dem Schirm. Wozu auch? Als ich ihn vor knapp einem Jahr in Lyon besucht hatte, hatte ich zwar seine Adresse in mein Navi eingegeben, aber sie danach nie wieder gebraucht. Tja. Nun sitzen wir also zusammen im Flieger nach Afrika.' Ich schaute zu Michele. Er hatte ebenfalls seine Augen geschlossen und sein Brustkorb hob und senkte sich langsam, mein geiler Freund schien zu schlafen. Sachte fuhr ich mit meiner Hand über seinen blonden Wuschelkopf und presste meine Lippen vorsichtig auf die Stirn. 'Ach könnte ich mir jetzt etwas wünschen! Dann wäre mein einziger Wunsch, Michele für immer an meiner Seite zu haben. Ein ganzes Leben lang mit ihm glücklich zusammen leben. Zusammen unter einem Dach. Natürlich müsste einer von uns dafür sein komplettes Leben umstellen. Und selbst das, würde ich sofort aus Liebe zu ihm machen, würde meine Zelte in Nürnberg abbrechen und zu ihm ziehen. Ich habe ja keinen mehr, der mich in Deutschland hält. Eine Familie gibt es nicht mehr; meine Eltern sind schon vor Jahren gestorben und Geschwister hatte ich keine. Außerdem wäre es nicht das erste Mal, daß ich in einem fremden Land einen Neustart hinlege. Ich denke dabei an Portugal, wo ich sechs Jahre lang gelebt und gearbeitet hatte. Das würde ich jetzt auch gerne für meinen Michele wieder auf mich nehmen.', beendete ich meine Gedanken und schloss erneut meine Augen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über mein Gesicht. Irgendwann musste auch ich eingeschlafen sein, denn der freundliche Stewart weckte uns, als die Maschine ihr Ziel erreicht und die meisten Fluggäste schon das Flugzeug verlassen hatten. Ägypten, wir kommen. Die Modalitäten für die Einreise waren schnell erledigt, der dementsprechende Stempel in unserem Reisepass und der Transfer Bus zum Flusskreuzfahrtschiff wartete bereits vor dem Terminal. Nur knapp dreißig Minuten dauerte die Fahrt und wir sahen das Schiff, unser Zuhause für die nächsten sieben Tage. Ein freundlicher Matrose nahm unser Gepäck in Empfang, trug es in das Schiff und wir wurden gebeten, in der Pianobar Platz zu nehmen, um der Begrüßung durch den Kapitän zu lauschen. Währenddessen wurde unser Gepäck auf unsere angedachte Kabine gebracht und wir bekamen die Schlüsselkarte nur wenige Minuten später in die Hand gedrückt. Zusammen mit einer Anleitung für die Sicherheitsübung, die nun folgte. Nur kurze Zeit später betraten wir endlich unsere geräumige Doppelkabine. Erschöpft fielen wir auf's Bett. Der Tag war anstrengend und lang. Für mich begann er bereits gestern Abend, mit der Zugfahrt nach Paris. Michels Anreise startete heute früh um vier Uhr aus Lyon. Nach einer gefühlten Ewigkeit, trafen wir im Terminal vom Pariser Flughafen wieder aufeinander. Die nächsten zehn Tage würde uns auch nichts mehr trennen. 

 

Fortsetzung folgt ........

[Th****]

Das mit dem verlieben von deiner Seite hat ja auch geklappt und ich wünsche dir daß sich dein Traum von einer langen engen und glücklichen Beziehungen erfüllen möchte 🍀🍀🍀🍀🍀🍀🍀🍀viel Glück dafür