Ob im Park, auf einer öffentlichen Toilette oder auf einem Rastplatz - Cruising hat in der schwulen Szene eine lange Tradition. Doch nun stellt das Coronavirus das liebste Hobby des schwulen Mannes auf eine harte Probe. Müssen wir das Cruisen neu erfinden?

 

Cruising Areas spielten in der Gay Szene immer schon eine besondere Rolle. Lange Zeit waren sie die einzigen Orte an denen schwule Männer auf Gleichgesinnte treffen konnten. Im frühen 20. Jahrhundert trafen sich Männer aller Altersklassen im Schutz der städtischen Parkanlagen, zum Beispiel im weitläufigen Berliner Tiergarten, um mit anderen Männern in Kontakt zu kommen - und um schnellen, unkomplizierten Sex zu erleben.

 

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Sommerzeit ist Cruisingzeit

Während in Zeiten des Internets viele schwule Bars, Kneipen und Clubs vom Aussterben bedroht sind, existieren die Cruising Areas fröhlich weiter. Ob der Aachener Weiher in Köln, der Volkspark Friedrichshain in Berlin oder irgendein geheimer Gay Parkplatz an einer Autobahn - in den sommerlichen Abendstunden herrscht an vielen Sex-Treffpunkten in Deutschland reges Treiben. Mit der Ausbreitung des Coronavirus änderte sich jedoch schlagartig alles: Die Nachfrage nach spontanem Sex ging merklich zurück. In vielen Cruising Areas herrschte in den letzten Wochen gähnende Leere. Erst langsam kehrte mit den warmen Sommertemperaturen auch die schwule Normalität zurück. Aber die Gefahr einer Ansteckung bleibt. 

 

Das Coronavirus ist beim Sex übertragbar

Auch wenn das Coronavirus nicht grundsätzlich zu den sexuell übertragbaren Infektionen gehört, besteht beim Sex natürlich ein hohes Ansteckungsrisiko. Denn der Hauptübertragungsweg der Krankheit ist die sogenannte Tröpfcheninfektion: Schon durch Aus- und Einatmen kann eine Ansteckung mit dem gefährlichen Covid19 Erreger erfolgen. Dazu kommt die Tatsache, dass viele Cruising Areas nicht unbedingt zu den hygienischsten Treffpunkten zählen - Stichwort: Schmierinfektion. 

 

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“Fickt weiter!”

Machen wir uns mal nichts vor: Schwules Cruising wird auch in Zeiten des Coronavirus weitergehen - irgendwie, irgendwo, irgendwann. Und trotzdem: Sollten wir die Art und Weise wie wir miteinander ficken vielleicht überdenken? Sollten wir Cruising Areas ab sofort nur noch mit Mundschutz betreten, ausreichend Abstand zu anderen Cruisern halten, und wenn es intim werden sollte, nach den Kontaktdaten des Gegenübers fragen - für den Fall der Fälle? Sollte man nur noch mit Kondom blasen - und überhaupt - aufs Küssen lieber verzichten? 

Man fühlt sich plötzlich zurückversetzt in eine Zeit als ein anderer Virus - HIV - eine ganze Gesellschaft in Angst und Schrecken versetzte. Sex war in den 80er Jahren zum Tabuthema geworden. Gerade deshalb titelte das Berliner Gay Magazin Siegessäule damals die unmissverständliche und provokante Botschaft: “Fickt weiter!” 

Die schwule Sex-Kultur ist seit jeher dafür bekannt sehr anpassungsfähig und flexibel zu sein. Viele schwule Männer haben im Laufe ihres Lebens gelernt, gesundheitliche Gefahren und Risiken richtig einzuordnen und angemessen mit ihnen umzugehen. Und so gilt auch im Jahr 2020: Das Coronavirus bedeutet keinesfalls das Ende des Sexes. Aber es könnte unsere Sexualität nachhaltig beeinflussen und verändern. Die Frage ist nur: Wie?

 

Ist Cruising im Sommer für dich ein Thema? Oder wirst du wegen Corona komplett darauf verzichten? Schreibe uns deine Meinung als Kommentar!


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