Pardon, können Sie mich schwul machen? Teil XXI

[NürnbergGay]

 

Der letzte Tag ist angebrochen. Etwas wehmütig sind wir aufgestanden, wir hatte die ganze Nacht im Freien geschlafen. Micheles Zelt stand immer noch genauso da, wie er es gestern aufgebaut hatte. Unbenutzt und fast verwaist. Schnell war es abgebaut und  zusammengerollt. Ich packte in der Zeit den Rest ins Wohnmobil, beseitigte, so weit es ging, die Spuren vom gestrigen Lagerfeuer. Ein gemeinsames Frühstück im Campingplatz Restaurant beendete auch unseren Aufenthalt. Am frühen Nachmittag erreichten wir Lagos. Die Stadt, in der ich vor vielen Jahren sechs Jahre lang gelebt und gearbeitet hatte. Ich parkte das Wohnmobil vor dem Hotel, in welchem ich damals als Koch gearbeitet hatte. Ein bekanntes Gesicht erschien in der Eingangstür, erkannte auch mich und strahlend lief mir mein Ex Chef entgegen. " Na das ist ja mal eine Überraschung. ", rief er im Laufen und breitete seine Arme aus. Dann schaute er meinen Begleiter an und fragte: " Und wer ist dieser hübsche, junge Mann? "   " Darf ich vorstellen, das ist Michele, meine Reisebekanntschaft. Den habe ich in Frankreich gefunden und aufgegabelt. Er will nach Sagres zum Cabo Sao Vincente. ", stellte ich meinen neuen Freund vor. " Aber doch nicht mehr heute! Das kommt gar nicht in die Tüte. Ich hatte zwar vorgestern mit dir gerechnet, denn ich hatte mal grob überschlagen, wie lange du von Nürnberg hierher bräuchtest, aber nun bist du ja da. Trotzdem, du weißt, für liebe Gäste habe ich immer ein Zimmerchen frei. Ich nehme mal an, der junge Mann ist damit einverstanden. Und so, wie ich dich kenne, läuft da auch etwas zwischen dir und deinem Michele. Da wollte ihr bestimmt in einem Zimmer mit Doppelbett schlafen. Oder liege ich da falsch? " Mein Ex Chef deutete mit einer Hand auf die Eingangstür und lotste und in den Eingangsbereich. " Ja meine, besser gesagt unsere, Ankunft hat sich etwas verzögert. Wir hatten einige schöne Tage und Stunden während unserer Reise auf Campingplätzen verbracht. ", versuchte ich, meine verspätete Anreise zu entschuldigen. " Ja, daran war ich wohl Schuld. Ich hatte Andy darum gebeten. ", mischte sich Michele nun ins Gespräch. " Hatte ich mir schon fast gedacht. Andy hatte schon immer etwas für hübsche Männer übrig. Sein damaliger, leider verstorbener Partner war ja auch jung und gutaussehend. Aber darüber möchte ich nicht weiter sprechen. Die Zeiten sind vorbei und Andy wird dir bestimmt selbst schon von Wilfried erzählt haben. " Mein Ex Chef schob uns an die Bar, ging selbst dahinter und nahm drei Sektgläser aus dem Schrank. Dann bückte er sich kurz und kam mit einer großen Flasche wieder hinter dem Tresen hervor. " Die habe ich extra für uns besorgt, als du gesagt hattest, daß du kommst. Das war damals dein Lieblingssekt. Kannst du dich noch daran erinnern ? ", begann er erneut das Gespräch und ließ den Korken knallen. " Nicht wirklich. ", brabbelte ich vor mich hin und es entsprach der Wahrheit. Da hätte mir der Mann irgendeinen Sekt hinstellen und behaupten können, es wäre mein Lieblingssekt gewesen. Ich hätte es nicht mehr gewusst. Er wandte sich nun an Michele: " Kommst du auch aus Nürnberg? Ach nee, Andy hatte ja vorhin gesagt, er hätte dich unterwegs aufgegabelt. ", fragte er und gab sich auch selbst die Antwort. " Nein und ja. ", sagte Michele. " Wie jetzt? Nein, oder ja? ", fragte mein damaliger Chef. " Nein, ich komme nicht aus Nürnberg und ja, Andy hat mich bei Lyon auf der Autobahn zum Mitfahren eingeladen. "  " Ah! Also ein Franzmann. "   " Franzose bitteschön. Das Wort Franzmann hören wir Franzosen nicht so gerne. So wurden unsere Landsleute während des zweiten Weltkrieges immer von den deutschen Besatzern genannt. ", belehrte ihn Michele sofort. " Oh entschuldige, aber ein Gläschen Sekt trinkst du doch trotzdem mit uns, oder? ", versuchte es Werner, so hieß mein Ex Chef, nun auf die versöhnliche Art. " Natürlich. Erstens ist der zweite Weltkrieg schon ewig lang her und zweitens bin ich nicht nachtragend. ", Michele nahm das ihm angebotene Glas und nickte dankend. " Na dann......Auf unser Wiedersehen und unsere Bekanntschaft. ", sagte Werner und schaute dabei zuerst auf mich und dann Michele an. " Prost. ", sagten wir beide fast gleichzeitig und hoben ebenfalls unsere Gläser. Dann sah mich Michele mit glänzenden Augen an und sagte: " Dein damaliger Chef hatte doch vorhin gefragt, ob ich es eilig hätte oder ich diese Nacht noch mit dir in diesem Hotel verbringen möchte. Ich habe nichts vor und auch noch Zeit bis morgen. Der Abschied kommt noch früh genug. Also können wir diese Nacht noch........Bitteeee! "   " Wenn du mich so lieb bittest, kann ich ja wohl nicht nein sagen. ", sagte ich und zwinkerte Michele lächelnd zu. " Na, da haben sich ja die richtigen Turteltauben gesucht und gefunden. ", meinte Werner und grinste übers ganze Gesicht: " Ich lasse dann mal euer Liebesnest herrichten und euer Gepäck hochtragen. Ihr nehmt bitte am Tisch Platz, das Essen wird sofort für euch gerichtet. Macht es euch bequem. Darf's noch ein Gläschen sein? " Überschwänglich füllte er die Gläser und eilte dann in die Küche. Ein Portier kam zu uns an den Tisch fragte nach dem Autoschlüssel, um unsere Sachen zu holen. Nachdem wir ihm erklärt hatten, welchen Rucksack und welchen Koffer er aus dem Wohnmobil holen und auf's Zimmer bringen dürfte, verschwand er so unauffällig, wie er an den Tisch getreten war. Michele und ich blätterten in der Speisekarte. " Danke, du bist ein Schatz. ", sagte Michele. " Warum das denn? " Meine rechte Augenbraue wanderte nach oben. " Na, daß du dich bereiterklärt hast, diese Nacht noch mit mir zu verbringen. Ich hatte schon gedacht, ich müsste heute Abend wieder ohne dich die Augen schließen. Endgültig allein und fern von dir. Das wird morgen eh ein trauriger Tag werden. ", sagte Michele und es lag ein Hauch von Wehmut in seiner Stimme. Er suchte nach meiner Hand und drückte sie fest. " Ist schon gut. Mir geht's doch genauso. Aber jetzt ist noch heute und da möchte ich nicht schon an morgen denken. Wir essen jetzt erstmal und dann sehen wir weiter. " Ich beugte mich zu ihm rüber und gab ihm einen Kuß. " Jetzt löst euch mal voneinander. Hier kommt schon die Suppe. ", sagte Werner und stellte die Teller auf den Tisch. " Schnackeln könnte ihr später noch. ", fügte er hinzu und entfernte sich schleunigst. 

 

Fortsetzung folgt.......

[Th****]

Solche Chefs bzw verständnisvoll Menschen müsste es viel viel mehr in unserer Gesellschaft geben aber leider gibt es noch zu viele die Männer /Frauen gleichgeschlechtliche liebe nicht akzeptieren können /wollen 🙅

[Popper-6228]

Ziemlich rührend.. 🥹Für ein emotionales Weichei wie mich... Ich meine den nahenden Abschied! 😔